'Warum macht Opium schläfrig?' wird in Molières Stück 'Le Malade imaginaire' (1673, dt. Der eingebildete Kranke) der angehende Mediziner bei der Prüfung gefragt. Weil im Opium eine virtus dormitiva wirkt, war die Antwort des Aspiranten. Diese Antwort wird heutzutage gerne als Beispiel für eine Scheinerklärung zitiert, da sie den einschläfernden Effekt des Opiums schlicht umbenennt und als Ursache, als virtus dormitiva, wieder verkauft. Erklärungen sollten so nicht sein. Das ist unstrittig. Aber wie können wir positiv bestimmen, was es heisst, eine Erklärung und insbesondere eine wissenschaftliche Erklärung zu geben? Mit diesen Fragen werden wir uns im Seminar beschäftigen.
Es gibt verschiedene Arten wissenschaftlicher Erklärung. Kausalerklärungen unterscheiden sich beispielsweise von funktionalen, evolutionären oder Handlungserklärungen. Des Weiteren gibt es verschiedene philosophische Konzepte darüber, was eine wissenschaftliche Erklärung (im Kontrast zu einer bloßen Beschreibung oder einer nichtwissenschaftlichen Erklärung) auszeichnet. Sind wissenschaftliche Erklärungen erklärend, weil sie eine deduktive oder induktive Argumentstruktur haben, weil sie eine Vereinheitlichung von Phänomenen erlauben, oder weil sie sich auf Kausalität, Prozesse, oder Mechanismen beziehen?
Nach einer allgemeinen Einführung, verschiedene Arten von Erklärung betreffend, werden wir uns mit der philosophischen Tradition von Erklärungstheorien beschäftigen. Der erste Block bezieht sich auf den heute als klassisch geltenden und am wirkungsmächtigsten von C.G. Hempel vertreten Ansatz, dass Erklärungen deduktiv-nomologische oder induktiv-statistische Argumente sind. Wir wenden uns dann im zweiten Block Ansätzen zu, die Erklärung mit Kausalität verknüpfen (z. B. bei D. Lewis oder W.C. Salmon). Im dritten Block gehen wir auf den Ansatz von M. Friedman und P. Kitcher ein, demnach Erklärungen sich durch ihre Vereinheitlichungsleistung auszeichnen. Im vierten Block werden wir dann unseren Blick etwas weiten und – je nach Wunsch der Teilnehmer – bestimmte Aspekte vertiefen, weitere Themen (z. B. pragmatische Aspekte von Erklärungen) aufgreifen und diskutieren, ob alle Arten von wissenschaftlichen Erklärungen unter einen Erklärungsbegriff gefasst werden können oder ob wir nicht vielmehr von einer Pluralität von Erklärungsbegriffen ausgehen sollten.
Das Seminar eignet sich sehr gut als Ergänzung zur Veranstaltung "Einführung in die Wissenschaftstheorie (Methodenlehre)" (Krohs).
Zur Einführung und Vorbereitung für die erste Sitzung lesen Sie bitte den Artikel von Kitcher, Philip (1998). Explanation. In E. Craig (Ed.), Routledge Encyclopedia of Philosophy. London: Routledge. (Online verfügbar über das Uninetz. Den Link finden Sie auf der Hilfsmittelseite der Abteilung unter Recherchearbeit (http://www.uni-bielefeld.de/philosophie/links/recherchearbeit.html).
Die Literatur für die einzelnen Sitzungen wird im Stud.IP zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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History, Philosophy and Sociology of Science / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 2 | Wahlpflicht | 1. 2. 3. 4. | 2 | scheinfähig - zusätzlich 4 LP für eine benotete Einzelleistung, 2 LP für eine unbenotete Einzelleistung HS | |
Philosophie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | N6 HM TP WT | 2 | |||
Philosophie (Gym/Ge als zweites U-Fach) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | N6 HM TP WT | 2 | ||||
Philosophie (Gym/Ge fortgesetzt) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | N6 HM TP WT | 2 |
Voraussetzung für die Vergabe von 2 Leistungspunkten (BA- und MA ed.-Studiengang) ist die regelmäßige und aktive Teilnahme sowie das Erbringen des schriftlichen oder mündlichen Beitrags im Umfang von maximal 1200 Wörtern für das Modulportfolio, auf dem die unbenotete Moduleinzelleistung beruht. Die Anforderungen für den Modulportfolio-Beitrag werden zu Veranstaltungsbeginn bekannt gegeben.