Gedächtnis und Erinnerung scheinen für die Lyrik auf den ersten Blick nicht signifikant zu sein. Eher haften der Gattung Attribute wie Spontaneität, Unmittelbarkeit und Gegenwärtigkeit an. In den Gedichten Rainer Maria Rilkes und Paul Celans spielen diese beiden psychologischen Kategorien allerdings eine zentrale Rolle. Ist das Erinnern bei Rilke noch durchgängiges poetologisches Prinzip des Transzendierens in den von ihm selbst so genannten „Weltinnenraum“, so ist es bei Celan untrennbar mit den traumatisierenden Erfahrungen des Dichters während des Nationalsozialismus verbunden. Aufgrund der Diskrepanz der jeweiligen historischen und biographischen Kontexte erscheint es zunächst problematisch, beide Dichter miteinander zu vergleichen, insbesondere aus psychologischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Aber gerade diese scheinbare Ferne beider voneinander lässt die tatsächliche Nähe ihrer jeweiligen Poetiken nur umso erstaunlicher werden. So war Rilke für den jungen Celan einer der meist favorisierten Lyriker und deshalb auch Vorbild für diesen.
Im Seminar sollen zunächst die konzeptionellen Grundzüge der Lyrik Rilkes und Celans anhand sowohl lyrischer als auch theoretischer Texte vor dem jeweiligen biographischen Hintergrund erarbeitet werden, um diese dann unter Zuhilfenahme aktueller Theorien aus Gedächtnispsychologie und Kulturwissenschaft miteinander zu vergleichen. Ziel soll ein genaues Verständnis davon sein, welches spezifische Verständnis von Gedächtnis und Erinnerung von beiden Dichtern ihren jeweiligen Lyrikkonzepten zugrunde liegt.
Bereitschaft zur (manchmal auch umfangreicheren) Lektüre und zur aktiven Mitgestaltung des Seminars.
Literatur wird zu Semesterbeginn bekannt gegeben.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | MaLitGM1; MaLitGer2 | 3/7 | ||||
Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2009) | MaLit1; MaLit3; MaLit4 | 3/7 |
Anforderungen an eine aktive Teilnahme sind die regelmäßige Anwesenheit, die aktive Mitgestaltung durch Teilnahme an Seminardiskussionen sowie das Anfertigen von zwei Aufsätzen oder Essays zu einem inhaltsbezogenen Thema im Umfang von 3-5 Seiten, welche bis zum Ende der Vorlesungszeit einzureichen sind.
Einzelleistungen können durch ein Referat mit anschließender Ausarbeitung im Umfang von 6-12 Seiten oder durch eine Hausarbeit im Umfang von 15-25 Seiten erbracht werden.