Als Gesellschaftstheorie zielt der Anarchismus auf die Abschaffung jeglicher Herrschaft über den
Menschen. Also die Befreiung von Staat, Kapital und Klasse hin zu einer Gesellschaft, die sich
selbst organisiert, in der Menschen über alles, was sie betrifft, aktiv mitentscheiden, ihre Umwelt
aktiv gestalten können.
In dieser utopisch-revolutionären Sehnsucht ist jedoch keineswegs automatisch die Befreiung der
Frau oder die Abschaffung des Patriarchats „mitgemeint“, auch wenn dies bis heute von
Anarchisten behauptet wird. Der Vordenker des Anarchismus – Pierre Joseph Proudhon – sah nicht
einmal die Notwendigkeit, Frauen auch nur als gleichwertige Menschen zu betrachten.
Nichtsdestotrotz gab es immer anarchistische Frauen. Sie waren aktiv in den anarchistischen
Gruppierungen und Gewerkschaften, hielten Reden, schrieben Bücher, nahmen an Aufständen und
Revolutionen teil und verübten Attentate. Obwohl sie auch die vollständige Emanzipation der Frau
anstrebten und den Sexismus (nicht nur) ihrer Genossen kritisierten, verstanden sie sich oft nicht als
Feministinnen. Der Feminismus wurde meist als vermeintlich bürgerlich und staatsfixiert
zurückgewiesen.
Bis schließlich in den 1970er Jahren Anarchistinnen und Radikalfeministinnen in den USA
versuchten, feministische und anarchistische Theorie miteinander zu verbinden – allen voran Peggy
Kornegger und Carol Ehrlich. Es entstand der AnarchaFeminismus. Sie sahen die beiden Theorien
als natürliche Ergänzungen an und gingen teils soweit zu sagen, dass jede Feminisitin im Grunde
auch Anarchistin sei – im Zweifelsfall wisse sie es nur noch nicht.
Im Seminar möchten wir uns den Verbindungen und Trennlinien zwischen Anarchismus und
Feminismus annähern. Mögliche Themen sind dabei Sexismus im Anarchismus (z.B. Proudhon),
das „Mitmeinen“ der Frauen in der Theorie (z.B. Bakunin & Kropotkin), frühe (feministische)
Anarchistinnen (z.B. Emma Goldman, Lucy Parsons & Voltairine de Cleyre), aktive
Revolutionärinnen (z.B. Louise Michel, Mujeres Libres), Frauen in anarchistischen Gewerkschaften
(z.B. Syndikalistischer Frauenbund), anarchistische Attentäterinnen (z.B. Rirette Maîtrejean),
AnarchFeministinnen (z.B. Peggy Kornegger, Carol Ehrlich, Janet Biel & Silke Lohschelder) und
die Frage, welche Relevanz AnarchaFeminismus heute hat oder haben könnte und was zeitgemäße
AnarchaFemininistische Ansätze sind oder sein sollten.
Die Themen sind als Anregungen zu verstehen. Das Seminar ist ein autonomes, das heißt
selbstorganisiertes. Wir wollen keinen fertigen Seminarplan vorlegen, sondern die Themen, deren
Umsetzung und den Ablauf gemeinsam (möglichst im Konsens) festlegen. Damit möchten wir auch
die Möglichkeit schaffen, uns kollektiv den Begriffen Anarchismus, Feminismus und
AnarchaFeminismus anzunähern. Das bedeutet, dass eine aktive Teilnahme notwendig ist.
Die Kontaktaufnahme / Organisation erfolgt über das Sekretariat von Prof. Dr. König
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M9a Geschlechtersoziologie a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M9b Geschlechtersoziologie b | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-MGS-3_ver1 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |