230344 Men's Studies in Wissenschaft und Unterricht (S) (SoSe 2007)

Inhalt, Kommentar

Männer werden nicht geboren, sie werden gemacht, oder: Man muß bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um zum Mann zu werden. Diese werden vom sozialen Umfeld vorgegeben, können aber auch aus mythologischen oder ästhetischen Codierungen resultieren. Auf jeden Fall sind sie an mediale Inszenierungen und diskursive Vorgaben und Sprechweisen gebunden, welche für die verschiedenen Männlichkeitsbilder, oder "Maskeraden von Männlichkeit" (Claudia Benthien / Inge Stephan) entscheidend sind. Diese können variantenreiche Ausprägungen annehmen, zum Beispiel die des Dandys, des müden Jünglings, des kalten Zynikers oder des charismatischen Helden, der alte Masken heroischer Männlichkeit und Autorschaft wiederbelebt. Derlei Masken generieren sich meist aus einer passiven Übernahme von Imaginationen und einer synchron erfolgenden aktiven Selbstinszenierung von Männlichkeit. Der prozentuale Anteil von passiver Rezeption und aktiver Produktion ist oft an die Autonomie und Handlungsfreiheit der jeweiligen Akteure gebunden. Bei Charles Baudelaire fällt beides jedenfalls zusammen. Er greift auf mythologische Figurationen zurück, die er jedoch seinem künstlerischen Konstrukt kalkuliert subsumiert. Ein bekanntes Zitat aus seinem Tagebuch "Mon coeur mis a nu / Mein entblößtes Herz "belegt den antibourgeoisen Impetus seiner Ästhetik und gibt zugleich Aufschluß über dessen Kriterien zur Männlichkeit. "Mann" ist auch für Baudelaire nicht gleich Mann, denn "es gibt nur drei Kategorien achtbarer Wesen: Der Priester, der Krieger, der Dichter. Wissen, töten und schaffen. Die übrigen sollen Steuern entrichten und Frondienste leisten; sie sind für den Stall bestimmt, das heißt zur Ausübung dessen, was man einen Beruf nennt." Diese "Ämter" dienen dem Kunstverständnis Baudelaires als allegorische Illustration. Dieses ist bei ihm über das maskenhafte Konzept des Dandys ultramaskulin besetzt, was man an dessen rigoroser Differenzierung von allem Weiblichen, welches vom Geistesaristokraten Baudelaire stets mit der unbeseelten und unvollkommenen Natur in Einklang gebracht wird, ablesen kann. Vor dem Hintergrund aktueller Theorieansätze aus der kulturwissenschaftlichen Disziplin der Men's Studies (I. Teil) will das Seminar verschiedene Varianten für ästhetisch konstruierte Männlichkeit untersuchen (II. Teil) und auch - abschließend - didaktische Möglichkeiten ihrer Verwendbarkeit für den Literaturunterricht diskutieren (III. Teil). Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird die selbständige Erarbeitung und Vorstellung eines einschlägigen Forschungsansatzes erwartet. Dementsprechende Literaturangebote können bereits in den Feriensprechstunden entgegengenommen werden. Ein Reader wird außerdem erstellt.

Literaturhinweise: Thomas Kühne (Hg.): Männergeschichte - Geschlechtergeschichte: Männlichkeit im Wandel der Moderne, Frankfurt am Main/New York 1996; Walter Erhart / Britta Herrmann (Hgg.): Wann ist der Mann ein Mann? Zur Geschichte der Männlichkeit, Stuttgart/Weimar 1997; Walter Erhart: Familienmänner: Über den literarischen Ursprung moderner Männlichkeit, München 2001; im Bereich der Herrschaftssoziologie den Klassiker von Robert William Connell: Der gemachte Mann: Konstruktion und Krise von Männlichkeit, Opladen 1999. Claudia Benthien / Inge Stephan (Hgg.): Männlichkeit als Maskerade: Kulturelle Inszenierungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Köln/Weimar/Wien 2003; Martin Dinges (Hg.): ''Männer - Macht - Körper: Hegemoniale Männlichkeiten vom Mittelalter bis heute,''Frankfurt am Main 2005.
Einiger dieser Kategorien werden auf dem Feld der historischen Semantik und Gender-Forschung untersucht durch das umfangreiche Buch von Ernst Hanisch: Männlichkeiten: Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts, Wien/Köln/Weimar 2005.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  

Zeige vergangene Termine >>

Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Germanistik / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerPoB3; BaGerP3L   4/4  
Germanistik / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerPoB2; BaGerP2S   4/4  
Germanistik / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerPoB3; BaGerP3L   4/4  
Germanistik / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerPoB2; BaGerP2S   4/4  
Germanistik (GHR) / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerPoB2; BaGerP2S   4/4  
Germanistik (GHR) / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerPoB3; BaGerP3L   4/4  
Germanistik (GHR) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerPoB2; BaGerP2S   4/4  
Germanistik (GHR) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerPoB3; BaGerP3L   4/4  
Germanistik/Deutsch SII; FAD; C.1; C.4    
Germanistik/Deutsch MA/SII; LIT; B.1   Teilleistung der Abschlussprüfung möglich HS
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I A4; B2; B4; C1 Wahlpflicht GS und HS
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I A4; B2; B4; C1 Wahlpflicht  
Geschichtswissenschaft / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach Wahlpflicht 8 scheinfähig  
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister Wahlpflicht GS und HS
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister Wahlpflicht GS und HS
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) Wahlpflicht 8 scheinfähig  
Literaturwissenschaft / Bachelor (Einschreibung bis WiSe 05/06) Kern- und Nebenfach BaLitPKult   2/4  
Literaturwissenschaft / Master (Einschreibung bis SoSe 2009) MaLit4   3/7  
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I B1; D1    
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II B1; D1    

Keine Konkretisierungen vorhanden
Kein Lernraum vorhanden
registrierte Anzahl: 164
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
eKVV Teilnahmemanagement:
Bei dieser Lehrveranstaltung wird das eKVV-Teilnahmemanagement genutzt.
Details zeigen
Adresse:
SS2007_230344@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_1134797@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
13 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 27. Juni 2007 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 27. Juni 2007 
Art(en) / SWS
S / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Fragen oder Korrekturen?
Fragen oder Korrekturwünsche zu dieser Veranstaltung?
Planungshilfen
Terminüberschneidungen für diese Veranstaltung
Link auf diese Veranstaltung
Wenn Sie diese Veranstaltungsseite verlinken wollen, so können Sie einen der folgenden Links verwenden. Verwenden Sie nicht den Link, der Ihnen in Ihrem Webbrowser angezeigt wird!
Der folgende Link verwendet die Veranstaltungs-ID und ist immer eindeutig:
https://ekvv.uni-bielefeld.de/kvv_publ/publ/vd?id=1134797
Seite zum Handy schicken
Klicken Sie hier, um den QR Code zu zeigen
Scannen Sie den QR-Code: QR-Code vergrößern
ID
1134797