Seit Anfang der 80er Jahre ist die Zahl der Veröffentlichungen, die für den Gebrauch des Rational Choice-Ansatzes als einer besonderen Art der Handlungstheorie plädieren, exponentiell angestiegen. Dies gilt neben der Soziologie auch für die Psychologie und Ökonomie. Wenngleich verschiedene Versionen dieses Ansatzes existieren, lassen sich doch Gemeinsamkeiten aufzeigen, die diesen Ansatz auch für eine dynamische Sozialstrukturanalyse prädestinieren.
1. In wissenschaftstheoretischer Hinsicht plädiert dieser Ansatz dafür, das von Max Weber formulierte Postulat ernst zu nehmen, dass es die besondere Aufgabe der Sozialwissenschaften sei, soziales Handeln sowohl deutend zu verstehen als auch ursächlich zu erklären.
2. Mit Bezug auf die Diskussion über die Strukturen einer Gesellschaft, ihrer Entstehung, Reproduktion und ihrem Wandel wird eine Mehr-Ebenen-Analyse angestrebt, die strukturelle Anfangsbedingungen auf der Makroebene in Beziehung setzt zur Mikroebene des individuell Handelnden und die beabsichtigten und nichtbeabsichtigten Folgen der individuellen Handlungen auf der Makroebene untersucht. Untersuchungsgegenstand sind damit letztlich Unterschiede bzw. Veränderungen auf der Makroebene sozialer Strukturen, die aus individuellen Handlungen unter Berücksichtigung bestimmter Transformationsregeln erklärt werden, wobei die Handlungen ihrerseits sinnhaft an vorgegebenen bzw. zu erwartenden situativen Strukturen orientiert sind.
3. Mit Bezug auf die individuelle Ebene der Akteure wird unterstellt, dass das individuelle Handeln insgesamt, nicht das jedes einzelnen, durch ein Modell der rationalen Wahl beschrieben werden kann, nach dem die Akteure letztlich den subjektiv erwartbaren Nutzen (Erwartungen und Bewertungen) ihrer Handlungsmöglichkeiten mit Bezug auf die strukturell vorgegebenen Optionen und Restriktionen maximieren.
4. Verlangt wird eine zeitdynamische Analyse, die einerseits den ständigen Wandel der Gesellschaft berücksichtigt und andererseits Verhalten und Entscheidungen über den situativen Kontext hinaus einbettet in die bisherige Lebensgeschichte mit ihren Prägungen und Weichenstellungen sowie die teilweise in die Zukunft gerichtete Lebensplanung.
In der Übung werden sowohl allgemeine Formulierungen eines handlungstheoretischen Modells als auch spezifischere, bestimmte Aspekte dieses allgemeinen Modells näher beleuchtende Modelle aus Soziologie und Psychologie behandelt, inklusive beispielhafter Studien, in denen diese Modelle auch forschungspraktisch angewendet wurden.
Ein ausführlicher Veranstaltungsplan wird zu Beginn des Sommersemesters verteilt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Sozialwissenschaften / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2008) | KF: Indiv.Ergänzung | |||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 1.1.3 | Wahlpflicht | GS |