000008 Der Römerbrief (V) (SoSe 2005)

Der Römerbrief ist die erste systematische Darstellung des Evangeliums. In diesem programmatischen Entwurf, der zunächst für die Christen in Rom, aber darüber hinaus für alle Kirchen des römischen Reiches bestimmt ist, erklärt Paulus das Wesen des Christentums und betont:

• die Radikalität des neuen Vertrauens auf die Gnade Gottes, der sich in Tod und Auferstehung Jesu offenbart hat,
• die Kontinuität des Evangeliums mit der Verheißung Abrahams und der Erwählung Israels,
• die Notwendigkeit, von der Offenbarung in Jesus Christus her die Geschichte des Judentums neu zu denken,
• die Relevanz des Evangeliums für den Humanismus der hellenistisch-römischen Gesellschaft.

Es ist daher verständlich, dass Auslegungen und Kommentare des Römerbriefs eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Theologie gespielt haben:

• Die Wiederentdeckung der paulinischen Theologie der Gnade und der Sünde hat das Denken Augustins bestimmt und die Theologie des Mittelalters geprägt.
• Martin Luthers Vorlesung über den Römerbrief (1515/16) hat die Reformation des 16. Jahrhunderts vorbereitet.
• Die beiden Kommentare Karl Barths (1919 und 1922) bilden einen theologiegeschichtlichen Einschnitt in der Theologie des 20. Jahrhunderts..

In der Vorlesung werden die Argumentation des gesamten Briefes und wesentliche Teile der Kommentare von Augustin, Martin Luther, Jehan Calvin, Karl Barth und Ernst Käsemann behandelt werden.

Literaturangaben

Ernst Käsemann, An die Römer, HNT 8a, Tübingen 1973
C. E. B. Cranfield, The Epistle to the Romans, 2 vol. ICC, Edinburgh 1975 und 1979
Martin Luther, Vorlesungen über den Römerbrief 1515/1516, München 1965(3)
Karl Barth, Der Römerbrief (Erste Fassung) 1919, Zürich 1985
Karl Barth, Der Römerbrief, Zürich 1922