230069 Der Held als Kind: Kindheit und Jugend in mittelalterlicher Epik. (S) (SoSe 2004)

Wenn man auch davon ausgehen kann, dass mittelalterliche Epen keine Entwicklungs- oder Bildungsromane im modernen Sinne sind, so verwundert doch, wie ausführlich das Heranwachsen und die Sozialisation der Protagonisten behandelt werden. Zugleich fallen die vielen Rückbezüge auf Kindheit und Adoleszenz des Helden in der weiteren Handlung der Epen auf. Das provoziert eine Reihe von Fragen. Kann man diese literarischen Kindheiten des Mittelalters allein vor dem Hintergrund vormoderner Lebensaltereinteilungen begreifen? Oder sind bereits Formen der Identitätsfindung des Individuums erkennbar, die narrativ gestaltet werden? Lassen sich die Phasen auf dem Weg des Erwachsenwerdens gar mit Methoden der modernen Entwicklungspsychologie beschreiben?

Im Zentrum des Seminars stehen Kindheitsgeschichten in Artusromanen und Heldenepen, aber auch in der antikisierenden Epik und den Heiligenlegenden. Vergleichend können historische Quellen über mittelalterliche Kindheiten, autobiographische Rückblicke auf den eigenen Lebensbeginn, sowie theoretische Aussagen über Kinder und Erziehung in didaktischen Dichtungen (z.B. 'Wälscher Gast', 'Renner', Windsbecke) herangezogen werden.

Alle mittelhochdeutschen Werke werden im Original gelesen, nicht in neuhochdeutscher Übersetzung.

Literaturangaben

Eine Arbeitsbibliographie 'Lebensalter, Generationen, Literatur' stelle ich im Internet zur Verfügung: http://www2.uni-wuppertal.de/fba/al/Schumacher/alterlit.html