Wissenschaftlerporträts erzählen nicht nur über das Leben und Werk einzelner Persönlichkeiten, sondern geben gleichzeitig Auskunft darüber, wie ihr Tun von der jeweils adressierten Öffentlichkeit gesehen wurde bzw. gesehen werden sollte. Zu der erst seit dem 19. Jahrhundert wohl definierten Berufsgruppe der Wissenschaftler verfügen wir über vielfältige Abbildungen, Auto- und Biographien, Nachrufe, Romane, Reportagen und Filme. Woran erkennt man die Wissenschaftlertypen? Wie unterscheiden sie sich von anderen Berühmtheiten? Wer oder was prägte das öffentliche Bild von Einstein gegenüber dem Newtons oder Humboldts? Die Auswertung der verschiedenen Medien verspricht neue Einsichten in die Erinnerungspraktiken der wissenschaftlichen Gemeinschaft und auf die historischen Veränderungen im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Jüngere Wissenschaftler suchten in diesen Darstellungen Orientierungen für den eigenen Werdegang und ältere zitierten es, um ihr Werk in Traditionen einzufügen. Es gab nicht wenige Wissenschaftler, die die Zusammenarbeit mit Künstlern, Schriftstellern, Journalisten, Verlegern, ihren Schülern und potentiellen Nachlassverwaltern suchten, um noch zu Lebzeiten auf ihren Nachruf Einfluss zu nehmen. Bekanntermaßen erfüllte sich das Laienpublikum auch in den Wissenschaftlerporträts sein spezifisches Bedürfnis nach Identifikation mit authentischen Helden und erhoffte sich neugierige Blicke in das angeblich außergewöhnliche Leben der berühmten Genies. Im Seminar soll das Bewusstsein für die Problematik historischer wie gegenwärtiger Inszenierungen wissenschaftlicher Personen in der Öffentlichkeit geschärft werden. Nach einem einführenden Theorieteil erhalten die Studierenden die Möglichkeit, verschiedene Medien der Darstellung sowie einzelne Porträts (z. B. von Newton und Einstein) auf die dort genutzten Muster auszuwerten, bevor sie aufgefordert werden, sich schließlich selbst im Porträtieren zu versuchen.
Bourdieu, Pierre 1990. Die biographische Illusion, in: BIOS 3, 75-81. Orland, Barbara 1998. Autobiographien von Technikern im 19. und 20. Jahrhundert, in: BIOS 9, 78-91. Grafton, Anthony: Der Gelehrte als Held. Mit manchem Makel mochten sie sich gar nicht erst abgeben. Biographien als Wegbereiter der Wissenschaftsberichterstattung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. September 2001, Nr. 227, Beilage "Bilder und Zeiten", S. I. Jordanova, Ludmilla 2000. Defining Features. Scientific and Medical Portraits 1660-2000. London. Fara, Patricia 1999. Catch a Falling Apple. Isaac Newton and the Myth of a Genius, in: Endeavour 23, 167-170.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | A4; B4; C1 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A4; B4; C1 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | A4; B4; C1 | Wahlpflicht | GS und HS |