Korruption und Strategien zur Korruptionsbekämpfung sind seit Mitte der 90er Jahre in der internationalen Gebergemeinschaft zu einem immer bedeutenderen Thema geworden. Auf der einen Seite gibt es laufend neue Veröffentlichungen und Warnungen, auf der anderen Seite wurden aber inzwischen auch konkrete Aktionsprogramme in Form der Förderung von Demokratisierungsprozessen, Kürzungen im öffentlichen Sektor und ökonomischer Liberalisierung als allgemeine Entwicklungsstrategie anerkannt. Die Etablierung der sog. 'good governance' gilt als grundlegendes Element für die Sicherung ökonomischer Entwicklung und soll zur Reduktion von Korruption führen.
Bislang ist allerdings bei diesen Strategien der Erfolg begrenzt: so scheint Korruption im öffentlichen Sektor sehr wohl mit demokratischen Systemen vereinbar zu sein (z.B. korruptes Verhalten demokratisch legitimierter Personen) oder die Liberalisierungspolitik kann durchaus als Nährboden für Korruption in Frage kommen (z.B. strategisches Aufteilen neuer Märkte). Die global verhandelten Entwicklungskonzepte sind nicht zwingend mit lokalen Begebenheiten vereinbar. Korruption ist nach Olivier de Sardan als Komplex im weiteren Sinne zu verstehen, d.h., dass sehr unterschiedliche Praktiken (u.a. Vetternwirtschaft, Missbrauch von Macht und öffentlichen Geldern) aber auch lokal übliche Reziprozitätsstrukturen, die über Korruption im eigentlichen Sinne hinausgehen, zusätzlich einzubeziehen sind. Hierbei ist die Art der Einbettung dieses vielschichtigen Komplexes in die Gesellschaft von besonderer Relevanz.
Im Verlauf des Seminars sollen Politik und Praktiken der Korruptionsbekämpfung anhand von konkreten Fallbeispielen im afrikanischen Kontext aufgearbeitet werden. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: Welche Verhandlungsfelder gibt es? Wer ist daran beteiligt? Wie interagieren die unterschiedlichen involvierten Parteien und organisieren sich? Inwieweit ist die Dringlichkeit der Korruptionsprävention/-bekämpfung eine 'Erfindung' der Gebergemeinschaft?
Cremer, Georg (2000): Korruption Begrenzen. Praxisfeld Entwicklungspolitik. Freiburg: Lambertus
Goudie, A.W./ David Stasavage (1998): A Framework for the Analysis of Corruption. In: Crime, Law and Social Change, 29, 113-159
Langseth, Petter/ Bryane Michael (1998): Are bribe payments in Tanzania "grease" or "grit"? In: Cri-me, Law and Social Change, 29, 197-208
Olivier de Sardan, J.-P. (1999): A moral economy of corruption in Africa? In: The Journal of Modern African Studies, 37, 1, 25-52
Riley, Stephen P. (1998): The Political Economy of Anti-Corruption Strategies in Africa. In: European Journal of Development Research, 10, 1, June, 129-159
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Fr | 10-12 | U5-217 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Politikwissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2009) | 2.2 | |||||
Soziologie | Nebenfach | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Enrollment until SoSe 2005) | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie (Nebenfach) / Magister | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie (2. Hauptfach) / Magister | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | ||||
Volkswirtschaftslehre / Diplom | (Enrollment until SoSe 2005) | Soz3 | Wahlpflicht | HS |