221004 Vom Imperium Romanum zum Europa der Staaten: Der lateinische Westen vom 3. bis zum 16. Jahrhundert. Teil II (von IV): Semantische Homogenisierung und politische Reorganisation 750 - 1000 (V) (SoSe 2002)

Zum Vorlesungszyklus: Im Zentrum dieser viersemestrigen Geschichte des lateinischen Westens stehen die politischen und religiösen Zeichen- und Orientierungssysteme: Wie entstanden kulturspezifische semantische Formationen? Wie funktionierten sie, wer setzte sie gegen wen durch, wer pflegte sie und gewährleistete ihre Stabilität? Wodurch gerieten sie in bestimmten Momenten stärker als üblich in Unordnung, und wie vollzogen sich in solchen Momenten die kollektiven - in den Augen der Geschichtswissenschaft 'epochalen' - Umsemantisierungen?
Jedes Semester ist in sich abgeschlossen.
Zum zweiten Teil der Vorlesung: Zwischen 750 und 1000 entstand der lateinisch-christliche Okzident. Während es um 750 nur wenige christlich-lateinische Reiche gab (Franken, Angelsachsen, Iren, Galicien-Asturien), bestimmten solche Reiche nach der Jahrtausendwende flächendeckend das Bild Europas. Im Verlauf des frühen Mittelalters wurden die Grundlagen für jenes "Christenheitseuropa" (Heinz Schilling) gelegt, das als Vorläufer des "Europa der Staaten" gilt.
Zugleich nahmen in eben jenen Jahrhunderten der Vereinheitlichung die sehr verschiedenen politischen Gebilde Form an, in denen die heutigen Nationen gerne ihre Wurzeln und das je Eigene erblicken. Die Geschichte dieser Ausdifferenzierung verschiedener Herrschafts- und Organisationstypen ist nicht zuletzt die Geschichte der ständigen Bedrohung durch Normannen, Ungarn und Moslems.
Die Vorlesung beschreibt einerseits - auf der Ebene der Zeichensysteme - die Vereinheitlichung, andererseits - auf der Ebene der politischen Organisation - in einem typologischen Vergleich der zentralen europäischen Gesellschaften die verschiedenen Antworten auf die Bedrohungen (im ost- und im westfränkischen Reich, in England, Spanien und Italien)

Bibliography

Zur Einführung: Johannes Fried, Die Formierung Europas 840-1046 (Oldenbourg Grundriß Geschichte 6), 2. Aufl. München 1993