300145 Soziologische Theorien der Moderne (S) (SoSe 2002)

Der ursprünglich aus der Kunst- und Literaturkritik stammende Begriff der "Moderne" hat im Laufe des 20. Jahrhunderts auch in den soziologischen Sprachgebrauch Eingang gefunden. Mit der in der Soziologie geläufigen Gegenüberstellung von Tradition und Moderne wird dabei zum Ausdruck gebracht, daß sich dieses Fach in besonderer Weise dem Studium moderner Gesellschaften und des damit verbundenen Modernisierungsprozesses verpflichtet fühlt. Neben seinen unbestreitbaren Verdiensten im Rahmen der empirischen Gesellschaftsforschung ist mit dem Begriff der Moderne zugleich eine bestimmte geschichtsphilosophische Utopie verbunden, da dieser die Existenz eines scheinbar nicht mehr überbietbaren Stadiums der gesellschaftlichen Entwicklung suggeriert. Folgerichtig nehmen auch jene Begriffe, mit denen eine bestimmte Form der Transformation der Moderne zum Ausdruck gebracht werden soll ("Reflexive Modernisierung", "Zweite Moderne", Postmoderne" etc.), in affirmativer oder kritischer Weise auf den der Moderne Bezug. In diesem Seminar soll sowohl das "klassische" soziologische Verständnis von Moderne erörtert als auch auf einige zeitgenössische soziologische Ansätze eingegangen werden, in denen das Bemühen um eine Erneuerung der Modernitätssemantik zum Ausdruck kommt

Literaturangaben

Johannes Berger, Modernitätsbegriffe und Modernitätskritik in der Soziologie, in: Soziale Welt 39 (1988), S. 224-236.
Hans van der Loo / Willem van Reijen, Modernisierung. Projekt und Paradox, München 1992.
Anthony Giddens, Konsequenzen der Moderne, Frankfurt am Main 1995.
Ulrich Beck u.a., Reflexive Modernisierung. Eine Kontroverse, Frankfurt am Main 1996.