Religionsphilosophische Grundfragen sind mit dem, was wir in den Philosophiegeschichten unter dem Titel "Deutscher Idealismus" finden, ursprünglich eng verbunden.
Schelling und Hegel, als Studenten der Theologie gemeinsam mit Hölderlin im Tübinger Stift, waren von der Frage umgetrieben, was nach der Vernunftkritik Kants aus dem Denken Gottes werden könne. Sie kannten und diskutierten einen Bericht des Schriftstellers und Philosophen Jacobi über ein Gespräch mit Lessing, in dem dieser sich zu Spinoza bekannt habe, der wegen Pantheismus in der christlichen Theologie verfemt war. Sie mokierten sich über die Stifts-Theologen, die Bauzeug aus dem "kantischen Scheiterhaufen" entführten, um die "Feuersbrunst der Dogmatik" zu verhindern.
Schelling verriet seinem Freund Hegel, er sei Spinozist geworden: "das persönliche individuelle Wesen, das da oben im Himmel sitzt" sei zu verabschieden. Das war 1795 (eine theologische Positionsbestimmung war damals keine harmlose akademische Angelegenheit; Fichte verlor 1800 seinen philosophischen Lehrstuhl in Jena unter dem Verdacht des Atheismus).
Fünfzehn Jahre später, als Schelling, neben Fichte und Hegel, zu einem der maßgeblichen Philosophen in Deutschland geworden war, griff Jacobi, seit 1805 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das Thema "Pantheismus" wieder auf und klagte Schelling öffentlich an. Dieser wehrte sich in einer Streitschrift vehement dagegen.
Nach dem Titel der Schrift Jacobis wird diese Auseinandersetzung der "Streit um die göttlichen Dinge" genannt. Was dabei zur Sprache kam, ist für das Verhältnis von biblischer und philosophischer Theologie, von Religions-philosophie und Religionskritik, bis heute lehrreich.
In dem Seminar wollen wir diesen Streit, anhand der Schriften, in seinem geschichtlichen Kontext erarbeiten.
Im Meiner Verlag ist - ein für das Vorhaben günstiger Umstand - die Studien-ausgabe eines Sammelbandes erschienen, der fast alle wichtigen Quellentexte und Literatur zum Thema darbietet. Weitere Literatur nennen wir in der Vorbesprechung zu Semesterbeginn, in der wir den Semesterplan mit den InteressentInnen abstimmen.
Walter Jaeschke (Hg.), Der Streit um die göttlichen Dinge (1799- 1812), Hamburg 1999.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Evangelische Theologie / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | ST Ic | ||||
Ev.Religionslehre / Lehramt Sekundarstufe II | D5 |