In diesem Seminar widmen wir uns der Biographieforschung als einem zentralen Ansatz der qualitativen Sozialforschung. Während die Generierung von Lebensgeschichten mittels narrativer Interviews eine wichtige Grundlage darstellt, liegt der besondere Schwerpunkt dieses Seminars auf der komplexen Analyse und Interpretation biographischer Daten.
Ausgehend von den theoretischen Grundlagen (u.a. nach Schütze, Rosenthal) konzentrieren wir uns auf die methodisch anspruchsvollen Schritte der Analyse. Ziel ist es, über das reine Verstehen einer Lebensgeschichte hinauszugehen und zu einer systematischen, soziologisch relevanten Fallrekonstruktion zu gelangen. Wir erarbeiten und üben intensiv die zentralen Analysetechniken: von der formalen Textanalyse über die sequenzielle Rekonstruktion thematischer Felder bis hin zur detaillierten Ausarbeitung der Fallstruktur. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, die Diskrepanz zwischen der erzählten Geschichte und der erlebten Lebensgeschichte als analytischen Schlüssel zu nutzen.
Die Teilnehmenden werden im Verlauf des Semesters angeleitet, die anspruchsvolle Logik der Fallrekonstruktion an konkreten Interviewausschnitten praktisch nachzuvollziehen und anzuwenden. Die Reflexion der eigenen interpretativen Arbeit und der Umgang mit der ethischen Verantwortung im Analyseprozess sind dabei zentrale Bestandteile des Seminars. Hierzu werden Methoden wie die gemeinsame Arbeit an Transkripten, (Peer-)Feedback zur Analyse und reflexive Übungen eingesetzt.
Lektüreempfehlungen:
• Rosenthal, Gabriele (2015): Interpretative Sozialforschung: Eine Einführung. 5. Auflage. Weinheim: Beltz Juventa. (Das zentrale Standardwerk, das den gesamten Forschungsprozess der Biographieforschung detailliert darstellt, mit einem starken Fokus auf die Auswertung.)
• Schütze, Fritz (1983): Biographieforschung und narratives Interview. In: Neue Praxis 13 (3), S. 283–293. (Der grundlegende Aufsatz zur Methodologie, dessen analytische Konzepte (Prozessstrukturen) wir im Seminar für die Analyse nutzen werden.)
• Fischer-Rosenthal, Wolfram & Rosenthal, Gabriele (1997): Narrationsanalyse biographischer Selbstpräsentation. In: Hitzler, R. & Honer, A. (Hrsg.), Sozialwissenschaftliche Hermeneutik (S. 133–164). Opladen: Leske + Budrich. (Ein exzellenter Text zur Vertiefung der Auswertungsmethode, der die Verbindung von Erzählanalyse und Fallrekonstruktion präzise erklärt.)
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Do | 12-14 | 13.10.2025-06.02.2026 |
Module | Course | Requirements | |
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30-M-Soz-M3a Soziologische Methoden a | Seminar 1 | Study requirement
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Student information |
Seminar 2 | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information | |
30-M-Soz-M3b Soziologische Methoden b | Seminar 1 | Study requirement
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Student information |
Seminar 2 | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information | |
30-M-Soz-M3c Soziologische Methoden c | Seminar 1 | Study requirement
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Student information |
Seminar 2 | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.