300168 Standards, Rankings, Benchmarks (S) (WiSe 2015/2016)

Innerhalb der soziologischen Literatur zeigen sich zwei zentrale Forschungsstränge, die die Evaluation von Organisationen aufgreifen. Einerseits gibt es zahlreiche prozessorientierte Studien zur Genese und Umsetzung von Evaluationsinstrumenten (wie beispielsweise dem DRG-System). Andererseits – und hier liegt der Fokus unseres Seminars – ergründen Untersuchungen zu Standards, Benchmarks oder Rankings die gesellschaftliche oder organisationale Einbettung von Evaluationsbeziehungen.

Die Professionssoziologie hat früh darauf aufmerksam gemacht, dass Professionen mithilfe von Standards einen unwahrscheinlich hohen Grad an Autonomie erreichen (Goode 1957). Professionelle Urteile von Ärzten oder Lehrern erlauben es, Erwartungen wie ökonomische Effizienz oder Kundenzufriedenheit weitgehend zu ignorieren und Anschlüsse organisationsinterner oder organisationsexterner Umwelten zu entmutigen.

Die Einführung der eher ökonomisch oder administrativ konnotierten Benchmarks und Rankings kann aus dieser Perspektive als Konkurrenz zur Qualitätsbeurteilungskompetenz der Professionen interpretiert werden (Perrow 1961). Am Beispiel von zwei Professionsorganisationen (Mintzberg 1989) - Krankenhäuser und Hochschulen - diskutieren wir Auswirkungen und Relevanz verschiedener Qualitätskriterien in und für Organisationen und fragen nach dem Gehalt von Ent-, De-, und Reprofessionalisierungsdiagnosen.

Goode, W.J., 1957: Community within a Community: The Professions. American Sociological Review 22: 194–200.
Mintzberg, H., 1989: Mintzberg on Management: Inside our Strange World of Organizations. New York: Free Press.
Perrow, C., 1961: Organizational Prestige: Some Functions and Dysfunctions. American Journal of Sociology 66: 335–341.