Als Bestandteil der Theologie – so auch die Abteilungszuordnung – wird die Religionspädagogik gemeinhin an deutschen Universitäten den Geisteswissenschaften zugeschlagen. Im Hinblick auf Fragen der Fachdidaktik für theologischen Themen und Fragestellungen ist dies auch vollkommen berechtigt. Allerdings wäre es verkürzt, die Religionspädagogik allein auf dieses Feld zu beschränken. Als Pädagogik ist sie mindestens ebenso auch eine Sozialwissenschaft, die sich auf mit empirischen Forschungsmethoden gewonnene Erkenntnisse stützt. Für einen religionspädagogischen Wissenszuwachs sind entsprechende Methoden unverzichtbar; allerdings werden sie faktisch sehr häufig nicht innerhalb des Lehrangebots theologischer Abteilungen gelehrt.
Da innerhalb der Abteilung Theologie an der Universität Bielefeld die empirische Religionsforschung einen breiten Raum einnimmt und auch am Lehrstuhl für Religionspädagogik intensiv betrieben wird, werden auch im Rahmen von Bachelor- und Master-Arbeiten vielfach kleine empirische Projekte zur Religionspädagogik durchgeführt (z.B. interreligiöses Lernen, religiöse Entwicklung und der Beruf als Religionslehrer, Kindertheologien – um nur einige wiederholt bearbeitete Themen zu nennen). Dabei zeigt sich allerdings häufig, dass die Studierenden mangels gezielter Ausbildung in den empirischen Forschungsmethoden Schwierigkeiten haben, sich – parallel zur ohnehin knappen Zeit für die Abschlussarbeiten – eine gewisse Methodenkompetenz mehr oder weniger autodidaktisch anzueignen und diese dann auch für ihre Projekte konstruktiv umzusetzen.
Deshalb ist es das Anliegen des Seminars „Einführung in quantitative und qualitative Methoden der empirischen Religionsforschung“, einige grundlegende Methoden der Datengewinnung und -auswertung vorzustellen und deren eigenständige Anwendung einzuüben. Dabei sollen sowohl quantitative Methoden (Datenerhebung über Fragebögen, Eingabe und Auswertung der Daten mit dem Programmpaket SPSS) als auch qualitative Methoden (Interviewformen und zugehörige Gesprächsführungstechniken, Auswertung mittels inhaltsanalytischer Methoden, Quantifizierung qualitativer Ergebnisse) behandelt werden. Die folgenden Fragen werden dabei bestimmend sein:
- Welche Methoden werden im Rahmen der empirischen Religionsforschung benutzt?
- Welche Methoden sind als qualitativ, welche als quantitativ aufzufassen? Warum?
- Worin liegen die Vorteile qualitativer Methoden, worin die der quantitativen Methoden? Welchen Einschränkungen unterliegen die jeweiligen Methoden?
- Wie lassen sich quantitative Daten erheben? Wie lassen sie sich sinnvoll auswerten? Welche Auswertungsmöglichkeiten bietet das Programmpaket SPSS?
- Wie lassen sich qualitative Daten erheben? Wie lassen sie sich sinnvoll auswerten?
- Welche Möglichkeiten der komplementären Nutzung quantitativer und qualitativer Methoden gibt es?
Durch die Vorstellung verschiedener quantitativer und qualitativer Methoden entlang der genannten Fragestellungen können Studierende die Kompetenz erwerben, Möglichkeiten und Grenzen verschiedener empirischer Forschungsmethoden einzuschätzen sowie die verschiedenen Methoden eigenständig, z.B. im Rahmen von Abschlussarbeiten, anzuwenden. Studierende, die bereits die Arbeit an empirisch orientierten Abschlussarbeiten aufgenommen haben, haben zudem die Möglichkeit, ihre Arbeiten selbst zum Gegenstand des Seminars zu machen, sich von der Gruppe hinsichtlich Methodenauswahl und -implementation beraten zu lassen und die Kompetenzen der Gruppe bei der Auswertung bereits vorhandenen empirischen Materials zu nutzen.
Keine formalen Teilnahmevoraussetzungen; die Bereitschaft zur regelmäßigen aktiven Mitarbeit und die Lektüre der u.g. Texte (in Auswahl) zur Vorbereitung wird vorausgesetzt
Zur Vorbereitung auf das Seminar empfiehlt sich die folgende Literatur:
Backhaus, K., Erichson, B., Plinke, W., Schuchard-Fischer, C. & Weber, R. (2000). Multivariate Analysemethoden. Berlin: Springer.
Bortz, J. & Döring, N. (2005). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Heidelberg: Springer.
Flick, U. (2000). Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Hill, P.C. & Hood, R.W. (Eds.) (1999). Measures of religiosity. Birmingham/ AL: Religious Education Press.
Huber, S. (1996). Dimensionen der Religiosität. Skalen, Messmodelle und Ergebnisse einer empirisch orientierten Religionspsychologie. Freiburg/CH: Universitätsverlag & Bern: Hans Huber.
Janssen, J. & Laatz, W. (2007). Statistische Datenanalyse mit SPSS für Windows. Berlin: Springer.
Lamnek, S. (2005). Qualitative Sozialforschung: Lehrbuch. Weinheim: Beltz PVU.
Lamnek, S. (2005). Gruppendiskussion: Theorie und Praxis. Weinheim: Beltz.
Mayring, P. (Hrsg.) (2008). Die Praxis der qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz.
Mayring, P. (2007). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.
Meinefeld, W. (1995). Realität und Konstruktion. Erkenntnistheoretische Grundlagen einer Methodologie der empirischen Sozialforschung. Opladen: Leske & Budrich
Przyborski, A. & Wohlrab-Sahr, M. (2008). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München: Oldenbourg.
Wolfradt, U. & Müller-Plath, G. (2003). Quantitative Methoden in der Religionspsychologie. In C. Henning, S. Murken & E. Nestler (Hrsg.), Einführung in die Religionspsychologie (S. 164-183). Paderborn: Schöningh.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mi | 16-17:30 (s.t.) | U2-147 | 14.04.-21.07.2010
not on: 5/19/10 |
ein Blocktermin, Fr. 9-17 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Evangelische Theologie / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | PT/RP Ic; PT/RP II/1a; PT/RP II/2a | 3 | |||
Evangelische Theologie / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | PT/RP Ic; PT/RP II/1a; PT/RP II/2a | 3 |
Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungspunkten sind die regelmäßige Teilnahme und die aktive Mitarbeit in Form von unbenoteten Einzelleistungen (Diskussionsbeiträge, Referate, exemplarische kleine empirische Arbeiten u.a.), wofür 3 Leistungspunkte vergeben werden.