000034 Der eine Gott und die Vielheit der Religionen * (PS) (SoSe 2003)

Wie verhält sich der Glaube an den einen Gott zur bunten Vielfalt der Religionen? Diese Frage beschäftigt die theologische und religionsphilo-sophische Reflexion ebenso wie sie in der heutigen Lebenswelt der Menschen alltäglich gegenwärtig ist - in der gesellschaftlichen und politischen Öffentlichkeit (gehört die Türkei ins "christliche" Europa?),
im kulturellen Leben, im Bildungswesen und in der religiösen Orientierung der Individuen.
Grundsätzlich bestehen drei Möglichkeiten, das Verhältnis der einen göttlichen Wahrheit zu der Vielheit der Religionen zu bestimmen (und alle drei sind in der gegenwärtigen religionstheologischen Debatte prä-sent), und sie geben drei Fragen auf:
Besteht ein exklusives Verhältnis zwischen dem Christentum und den anderen Religionen, sind demnach die "wahrhaft Glaubenden" im exklusiven Besitz der göttlichen Wahrheit und handelt es sich bei den nicht-christlichen Religionen um Götzendienst?
Oder müssen wir das Verhältnis der Religionen inklusiv verstehen? Danach wären alle Religionen in gleicher Weise von der göttlichen Wahrheit durchdrungen. Wenn aber alle im Bereich der Wahrheit sind, wird es darum gehen, das Verhältnis der jeweiligen Religion zur Quelle der Wahrheit bzw. zur einen göttlichen Wirklichkeit zu reflektieren. (Der Idealismus hat hier mit dem Komparativ gearbeitet: das Christentum ist die höchste Form der Religion.)
Oder muss die Frage pluralistisch-relational angegangen werden? Demnach repräsentierten die vielen Religionen verschiedene Zugänge bzw. Teilaspekte der einen Wahrheit. Alle Religionen haben eine Partikel der Wahrheit, deren Fülle gleichsam im eschatologischen Punkt Omega liegt.
Den Einstieg wird das Proseminar bei der Frage nehmen: was ist das überhaupt -"Religion"?

Requirements for participation, required level

Voraussetzungen: Bereitschaft zu gründlicher Textlektüre

Bibliography

Leseempfehlung zur Vorbereitung:
Gollwitzer, H., Was ist Religion? München 1980
Pannenberg, W., Religion und menschliche Natur, in: Sind wir von Natur aus religiös?, S. 9-24, Düsseldorf 1986