230191 Grobianismus in der europäischen Literatur (S) (SoSe 2017)

Neben der Literatur, die auf positive Weise zeigt, wie man sich ‚zivilisiert‘ verhält, gibt es am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit auch Texte, welche satirisch das genaue Gegenteil davon vorführen. Sind sie gut gemacht, bleibt es allerdings oft nicht bei der beabsichtigten Negativdidaxe; das Lachen über falsches Benehmen geht dann über in eine Sympathie mit demjenigen, der es sich herausnimmt, gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstoßen. Dies mag den Erfolg dieses Genres erklären, für das man – in latinisierender Scherzbildung – als Schutzpatron den heiligen ‚Grobianus‘ erfunden hat.
Das Seminar befasst sich exemplarisch mit solchen Texten aus der europäischen Literatur und konfrontiert sie mit Theorien u.a. zum Prozess der Zivilisation, zum Karnevalesken, zur Komik und zur Poetik des Tabubruchs.

Bibliography

Hans-Jürgen Bachorski, Art. Grobianismus. In: Klaus Weimar u.a. (Hrsg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, 3. Aufl., Bd. 1, Berlin, New York 1997, S. 743–745.