301051 Überwachungskapitalismus (MA: Arbeits- und Wirtschaftssoziologie) (S) (SoSe 2024)

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung strukturieren nicht nur den öffentlichen, politischen Raum, sondern auch unser alltägliches Handeln im Privaten. Ob in der Arbeitswelt, dem Gesundheitsbereich oder der öffentlichen Meinungsbildung, die digitale Transformation strukturiert Erleben und Handeln in hohem Ausmaß (z.B. in den sogenannten Social Media). Während Algorithmen Sinnerleben und Entscheidungsfindung beeinflussen, sind die digital produzierten Daten bereits seit langem Gegenstand ökonomischer Gewinnmaximierung. Auch wenn die negativen Effekte digitaler Überwachung und der Ökonomisierung persönlicher Daten bekannt sind, wird dies teils als kaum zu vermeidender Effekt digitaler Transformation behandelt. In der Veranstaltung wollen wir uns diesen Zusammenhängen von Überwachung und Kontrolle in der kapitalistischen Gesellschaft widmen. Im Mittelpunkt steht die Frage, weshalb die Digitalisierung Alltags- und Arbeitsleben so tiefgreifend durchdringen kann und dies auch weitgehend Akzeptanz findet, also z.B. individuell nur bedingt als Ausübung von Macht und Kontrolle erlebt wird. Dies schließt die Auseinandersetzung mit den Grundlagen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ein, die – so eine grundlegende Annahme – in diesem Zusammenhang durchaus für Form und Reichweite der Überwachungsgesellschaft maßgeblich sind.
Hierzu werden wir uns im ersten Schritt mit kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Grundlagen von Überwachung und Kontrolle beschäftigen (z.B. mit Texten von M. Foucault u. G. Deleuze). Im zweiten Schritt widmen wir uns verstärkt der Bedeutung und Struktur von Überwachung im Kapitalismus zu (z.B. mit S. Zuboff/Überwachungskapitalismus), um die Funktion von Überwachung im Kapitalismus im dritten Schritt anhand ausgewählter Felder zu vertiefen (z.B. Plattformökonomie, Crowdwork, Algorithmen/Big Data, digitale Selbstvermessung).