220103 Mimesiskonzepte in Film, Literatur und Fotografie (S) (WiSe 2018/2019)

Mimesis bedeutet etwas „zur Darstellung bringen“,„auszudrücken“ oder „ähnlich machen“. Mimesis kann sich auf das Verhältnis von „vorgegebener“ und „dargestellter“ Wirklichkeit beziehen, dann bezeichnet es ein Repräsentationsverhältnis. Es umfasst aber auch zahlreiche andere Formen der „An-ähnlichung“ oder „Vor-ahmung“. Mimetisches Handeln gehört zu den wichtigsten Formen sozialen, kulturellen Verhaltens und Lernens.
Das Selbstverständnis der Moderne ist bestimmt von einem grundlegenden „a-mimetischen Affekt“ (Ott), der Mimesis und Imitatio in die Perspektive einer Vorgeschichte des autonomen schöpferischen Menschen und seiner Werkherrschaft zu manövrieren gesucht hat. Im Seminar soll diese Setzung hinterfragt werden. Anstatt Mimesis in einen Gegensatz zur modernen Technik und der auf ihr ruhenden Zivilisation zu rücken, soll das fortdauernde, kulturstiftende Potential solcher mimetischer Praktiken untersucht werden, die aus dem philosophischen Diskurs und den Debatten der Kultur- und Kunstgeschichte ausgeschlossen bleiben: Exzessive Formen der Mimesis, in denen die Grenze zwischen Kopie und Original unsicher und durchlässig wird, wie beispielsweise dem Doppelgänger, der Wachsfigur, dem Abdruck. Aber auch Formen der „Teilhabe“ und des „Ahnlich-Werdens“ im Sinne von Praktiken der Transformation und Transgression des eigenen Körpers sollen behandelt werden. Schließlich wird die Untersuchung auf Filme wie Rear Window von Alfred Hitchcock (USA 1953) und House of Wax von André de Toth (USA, 1953) ausgedehnt.