Als im Jahre 1968 der Horror-Film „Night of the Living Dead“ von George A. Romero in die Kinos kam, bildete seine Handlung die US-amerikanische Realität, gekennzeichnet u. a. durch die Bürgerrechtsbewegung, die Studentenunruhen und die Proteste gegen den Vietnamkrieg, geradezu kongenial ab. Der Protagonist des Films, ein Afro-Amerikaner, kämpft, zusammen mit weißen Amerikaner*innen, gegen eine Übermacht von untoten Menschenfressern, also „Zombies“. Er, der sich heldenhaft für seine Mitstreiter*innen einsetzt, ist schließlich der einzige Überlebende. Der aus Weißen bestehende Rettungstrupp erschießt ihn am Ende jedoch, annehmend, es handele sich bei ihm selbst um einen Zombie. Hier bot und bietet sich eine reiche Palette an Interpretationsmöglichkeiten an.
Genau zehn Jahre später drehte derselbe Regisseur das Sequel „Dawn of the Dead“. Auch dieser Film mutet wie eine Blaupause seiner Zeit an, dieses Mal der 1970er-Jahre. Wieder setzen sich US-Amerikaner*innen gegen eine Übermacht von Zombies zur Wehr und verbarrikadieren sich vor ihnen in einer riesigen Shopping-Mall, in der es alles zu kaufen gab. Eine – damalige – Hochburg des Kapitalismus, nun vollkommen entwertet durch die Zombie-Epidemie. Sicherlich war mit diesem Film-Setting auch eine fundamentale Kapitalismus-Kritik verbunden oder beabsichtigt.
Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie Grusel- und Horrorfilme, neben ihrer hauptsächlichen Funktion, ihr Publikum zu schockieren und damit zu unterhalten, immer auch Zeitdokumente und damit regelrechte historische Quellen sind, mit deren Hilfe sich historische Ereignisse besser verstehen und mit denen sich Geschichte schreiben lässt.
Das Seminar wird sich mit zahlreichen bekannten und weniger bekannten Grusel- und Horrorfilmen befassen und diese auf ihren Quellencharakter hin untersuchen. Ziel dieser Recherchen wird zum einen sein, festzustellen, welche Filme das Genre in welcher Weise vorangebracht, „modernisiert“ oder gar revolutioniert haben. Zum anderen soll ein Kanon jener Filme aufgestellt werden, die zu veritablen historischen Quellen geworden sind.
Christian Ackerman: My Favorite Horror Movies: 48 Essays By Horror Creators On The Film That Shaped Them, Black Vortex Cinema 2018.
Clive Barker, Joe R. Lansdale, Ramsey Campbell: Where Nightmares Come From: The Art of Storytelling in the Horror Genre, Crystal Lake Publishing 2017.
Matt Glasby: The Book of Horror: The Anatomy of Fear in Film, White Lion Pub 2020.
J. Kerswell: Teenage Slasher Movie Book, Companion House, Revised, Expanded Edition 2018.
Murray Leader: Horror Film: A Critical Introduction (Film Genres), Bloomsbury Academic 2018.
Dr Lee Mellor: Behind the Horror: True stories that inspired horror movies, DK 2020.
Jennifer Selway: The Making of Horror Movies: Key Figures Who Established the Genre, White Owl (erscheint am 30. Juni 2021).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.5 Modul Geschichte und Öffentlichkeit | Übung Geschichte und Öffentlichkeit | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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