Das Thema der Veranstaltung verweist auf den Konziliaren Prozess, den die Kirchen mit ih-rem Aufruf auf der Vollversammlung des ÖRK in Vancouver 1983 initiiert haben und der für Deutschland in der denkwürdigen Rede von Carl-Friedrich von Weizsäcker auf dem Kirchen-tag in Düsseldorf 1985, in der er, in Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer ein „ökumenisches Konzil des Friedens“ forderte. Die Rede erhielt, verständlicherweise, in Westdeutschland ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Auch im Osten Deutschlands, bewirkte der Konziliare Pro-zess, nun aber mehr in der Vancouver Sichtweise, eine eigene Dynamik, wie die Ökumeni-sche Versammlung in Erfurt 1989 zeigte. Hier gewann Probst Heino Falke, neben anderen einer der Anführer der Leipziger Demonstrationen, einen besondere Stellung. Mit dem Konziliaren Prozess gelang es der ökumenischen Bewegung der Kirchen eine Basisbewe-gung zu Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung zu stützen, die vor allem in Deutschland bis heute wichtiger Aspekt kirchlicher Arbeit ist. Die Friedensdekade mit ihrem „Programm zur Überwindung von Gewalt“ des ÖRK und die Internationale Frie-denskonvokation der Kirchen in 2011, sind hiervon Ausdruck. Zugleich greift aber der Konziliare Prozess auch ein Gesellschaftsmodell auf, das unter den Stichworten „gerecht, teilhabend, nachhaltig“ (jpss), die ökumenische Diskussion der 70er und 80er Jahre beein-flusste. Wir werden uns in dem Seminar demnach, mit Grundfragen der Relation von Kirche und Gesellschaft, den Kontexten, die nach Entwicklung von ethischen Modellen verlangen (Ökonomisierung, Globalisierung,Militarisierung,Umweltzerstörung) und der in diesem Pro-zess angebotenen Lösungsmodelle befassen.
Geplante Arbeitsformen des Präsenz- und Selbststudiums (Lehr- und Lernformen)
Das Seminar ist in 8 Sitzungen unterteilt, die wiederum in zwei Doppelstunden mit Mittags-pause unterteilt sind. Für die Vergabe der Leistungspunkte ist, wie o.a. die regelmässige, ak-tive Teilnahme an beiden Teilen Voraussetzung. Beide Teile werden sich als eigene Unterteile mit input und Diskussion gestalten. Für diese Phasen ist die Erarbeitung von Texten von Nöten, die über Internet, bzw. im Seminar verteilt werden. Es muss vorausgesetzt werden, dass die Studentin bzw. der Student in der Lage sind, die erarbeiteten Sachverhalte in der Sitzung vorzutragen, bzw. nach Absprache in Referatsform darzubieten.
Lernziele und Kompetenzen
Lernziel der Veranstaltung soll es sein, dass die Studierenden sich die Entwicklung ethischer Zielvorstellungen erarbeiten, wie sie als gesellschaftliche Handlungsperspektiven auf interna-tionaler kirchlicher Ebene entworfen und praktiziert werden. Dabei sollen die Fähigkeit entwi-ckelt werden, entsprechende Handlungsfelder im deutschen Kontext, an ökumenische Erfah-rungen anzukoppeln und so als Lernstoff für Gemeinde und Schule verwendbar machen.
Die Teilnehmer sollten Grundkenntnisse in Systematischer Theologie besitzen.
– Bude, Heinz, Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft. Hänser 2008.
– Haan, Rolf, The Economics of Honor. Biblical reflections on money and property, WCC – Genf 1988.
– Honecker, Martin, Grundriss der Sozialethik, de Gruyter, Berlin / New York 1995.
– Mortensen, Viggo (ed). Concern for Creation. Voices on teh Theology of Creation, Tro & Tan-ke 1995 :5, LWB.
– Orth, Gottfried, Systematische Theologie, Theologie Kompakt, Calwer Taschenbibliothek Bd. 91.
– Prien, Hans-Jürgen, Luthers Wirtschaftethik, Vandenhoek & Ruprecht 1992.
– Rüppell, Gert, Einheit ist Unteilbar, Die Menscheit und ihre Einheit als Thema der ökumeni-schen Bewegung zwischen 1910 und 1983. Mit einem Geleitwort von Philip Potter, Ernst Lan-ge Institut Rothenburg o.T. 1992.
– Rüppell, Gert, Erinnern – für eine ökumenische Zukunft. Dreissig Jahre PLÄDOYER 1979 – 2009, Lembeck, Frankfurt 2009.
– Sachs, Wolfgang, Nach uns die Zukunft. Der Globale Konflikt um Gerechtigkeit und Ökologie. Brandes & Apsel Frankfurt 2002
– Trittin, Jürgen, Welt um Welt – Gerechtigkeit und Globalisierung. Aufbau Verlag 2002.
– Wirtschaftliche Gerechtigkeit für alle. Katholische Soziallehre und die US-Wirtschaft. Hirenbrief der katholischen Bischofskonferenz der USA. Einführender Kommentar: Friedhelm Hengsbach, Hg. Katholische Sozialakademie Österreichs und Publik-Forum. Publik Forum Dokumentation 1987
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Evangelische Theologie / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | ST Ic; ST II/1a; ST II/2a | 3 | |||
Evangelische Theologie / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | ST Ic; ST II/1a; ST II/2a | 3 |
Eswird eine aktive und regelmäßige Teilnahme am Seminar erwartet. Unter aktiv wird nicht nur die Beteiligung an der Diskussion, sondern auch das Erarbeiten und Vortragen von Texten und anderen Materialien verstanden.