230116 Phantastische Kinderliteratur (S) (SoSe 2014)

Das Phantastische hat in der Kinderliteratur eine lange Tradition – man denke an E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mausekönig“ (1816), Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ (1865) oder Carlo Collodis „Pinocchio“ (in Buchform 1883). Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebt phantastische Kinderliteratur nicht nur in Deutschland einen Boom, der bis heute anhält. Doch trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Popularität wurde sie auch beargwöhnt. Noch 1990 nimmt Michael Sahr sie gegen den Vorwurf in Schutz, sie produziere „Opium für Kinder“, das in die „Phantasiesucht“ führe, und schreibt, es sei „falsch und töricht, phantastische Geschichten von Haus aus abzulehnen. Sie haben – ebenso wie die realistischen Geschichten – einen wichtigen Platz im Leben der Kinder“. Diese Bewertung hat mittlerweile sicher an Boden gewonnen. Der geplante Kurs hat zum Ziel, das reiche Wirkungspotenzial phantastischer Kinderliteratur unter dem Aspekt literarischen Lernens auszuloten und vorzugsweise an aktuellen, aber auch an klassischen Texten zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang gilt es ebenfalls zu hinterfragen, was phantastische Kinderliteratur eigentlich ist und welche Formen sie annehmen kann.