230707 Literatur im Konfessionalismus (S) (WiSe 2007/2008)

"Konfessionalismus" bezeichnet den Zeitraum von etwa 1555 bis 1685. Es handelt sich um eine Epoche nicht nur ökonomischer, politischer und soziokultureller Krisen, sondern auch tiefgreifender Religionsstreitigkeiten. Das Seminar geht erstens der Frage nach, inwiefern sich diese Krisen und Konflikte auf die "Literatur des Konfessionalismus" ausgewirkt haben. Eine zweite grundlegende Frage ist die, wie aus literaturwissenschaftlicher Perspektive insbesondere mit der sogenannten Zweckliteratur umgegangen werden kann: Was kann man über das Auffinden von Bibelstellen, (kirchen-)politischen Anspielungen u. ä. hinaus zur ästhetischen Verfaßtheit solcher Texte sagen? Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Literatur des Lutheraners Andreas Gryphius: auf seinen Gedichten (insbesondere den "Sonn- und Feiertagssonetten"), auf dem Märtyrerdrama Carolus Stuardus und den sogenannten Leichabdankungen. Mit Gryphius verglichen werden Gedichte von weiteren Lutheranern (Nicolai, Arndt, Gerhardt u. a.), von Calvinisten (Opitz, Lobwasser), Katholiken (Spee, Balde, Schnüffis) und etwa auch dem Mystiker Angelus Silesius. Außerdem werden Baldes Tragödie Jephtias und Opitz' Opernlibretto Judith miteinbezogen. Textkenntnis wird vorausgesetzt, engagierte Mitarbeit erwartet.

Literatur zur Einführung:

Hans-Georg Kemper: Deutsche Lyrik der frühen Neuzeit. Bd. 2: Konfessionalismus, Tübingen 1987.
Hans-Georg Kemper: "Kleine Konfessionskunde: Die wichtigsten Glaubensartikel und Lehrdifferenzen". In: Ders.: Deutsche Lyrik der frühen Neuzeit. Bd. 4/I: Barock-Humanismus: Krisen-Dichtung, Tübingen 2006, S. 353-364.