300156 Bewusstsein im Widerspruch - Einleitung in die Kritische Theorie der Gesellschaft (MA: Soziologische Theorie) (S) (SoSe 2023)

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Unter Kritischer Theorie wird gemeinhin jene sozialwissenschaftliche Forschungsausrichtung marxistischer bzw. materialistischer Observanz verstanden, die sich seit Anfang der 1920er Jahre unter der institutionellen Schirmherrschaft des Frankfurter „Instituts für Sozialforschung“ herausgebildet hat, das dieses Jahr sein 100-Jähriges Bestehen feiert.
Vor diesem Hintergrund wollen wir uns Denkbewegungen widmen, die aus der theoretischen wie realhistorischen Entstehungsgeschichte Kritischer Theorie begriffen werden sollen. Dabei geht es nicht darum, bloß verschiedene Autoren in Einzelstudien vorzustellen. Vielmehr ist es uns zu tun um die Einkreisung jenes Widerspruchs, der unter Vorzeichen bürgerlich-kapitalistischer Geschichtskonstellation im Spannungsverhältnis von Individuum und Gesellschaft prozessiert. Unter welchen Bedingungen dieser Reproduktionsprozess bewusst oder unbewusst im Gedächtnis reüssiert, ließe sich ausarbeiten über Einsichten in die zivilisationsgeschichtlich vermittelten Formen kollektiven wie individuellen Leidens.
Damit bewegen wir uns zu auf folgende, das Seminar strukturierende Forschungsthese:

Mit Klaus Heinrich wäre von der Vermutung auszugehen, dass innerhalb der zivilisatorischen Geschichte ein realhistorischer Prozess der Unterdrückung existiert, an dem sich ein theoretisch-begrifflich exekutierender Prozess der Verdrängung anschließt. Nachvollziehen lässt sich diese Eingangsthese an den dialektischen Begriffspaaren wie Vergessen und Erinnerung (Freud, Heinrich, Sonnemann), Ausbeutung und Emanzipation (Marcuse), Erfahrung und Erfahrungsarmut (Walter Benjamin), Gesellschaftliches Sein und Bewusstsein (Marx), Aufklärung und Gegenaufklärung (Adorno/Horkheimer) sowie Idealismus und Materialismus (Alfred Schmidt).

Mit dieser historisch raumgreifenden Eingangsthese ist uns zudem die Möglichkeit geboten, die Entwicklung der Kritischen Theorie einerseits aus der konkreten historischen Erfahrung heraus zu explizieren. Indem wir andererseits aber jene Entwicklung als eine genuin materialistische deuten, müsste es möglich sein, ihre widerspruchsvolle Entstehungsgeschichte weit vor ihrer eigentlichen Institutionalisierung hinaus beginnen zu lassen.

Ganz im Sinne der Kritischen Theorie der sog. ersten Generation ist diese Veranstaltung auf fächerübergreifende Synthese angelegt. Zurückgreifen müssen wir deshalb auf Reflexionen der (Geschichts-)Philosophie und Erkenntnistheorie als auch der Gesellschaftstheorie und Analytischen Sozialpsychologie.

Die Bereitschaft zur intensiven Lektüre wird vorausgesetzt.

Fragen zum Scheinerwerb werden in der ersten Sitzung geklärt.

Bibliography

Unverbindliche Literaturempfehlungen für die Vorbereitung auf das Seminar:

Für Einsteiger:

Otwin Massing: Artikel Kritische Theorie. In: Kerber/Schmieder (Hg.): Handbuch Soziologie. Zur Theorie und Praxis sozialer Beziehungen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1991. S. 312-319.

Türcke, Christoph/Bolte, Gerhard: Einführung in die Kritische Theorie. Primus Verlag Darmstadt 1997.

Vertiefend:

Alfred Schmidt: Zur Idee der Kritischen Theorie. Elemente der Philosophie Max Horkheimers. Ullstein, Frankfurt a. M. et al. 1979. S. 7-35.

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