Den Etruskern wird gern das Attribut „rätselhaft“ beigelegt, handelte es sich doch um eine nach antiken Maßstäben hochentwickelte, städtische Zivilisation mit einer verfeinerten Aristokratie und Ansätzen zu einer politischen Vernetzung. Daneben stehen eine Sprache, deren Zeugnisse wir zwar lesen, aber nur mit Mühe verstehen können, ferner Verbindungen nach Kleinasien sowie eine augenfällige Obsession mit Tod und Jenseits, schließlich die Verheißungen von Alter und Einzigartigkeit (ein „uraltes und aufgrund der Sprache und der Gebräuche von allen anderen sich unterscheidendes Volk“, Dion. Hal. ant. 1,30,2). Im Verlauf der Rezeptionsgeschichte führten die archäologischen Funde, v.a. die zauberhaften Grabmalereien, in Kombination mit den Berichten griechischer und römischer Autoren zu mancherlei Projektionen, bis hin zum modernen Mythos einer verlorenen Welt, in der der Einzelne frei zu leben wusste und noch nicht den Zwängen einer genormten und technisierten Umwelt unterworfen war.
Die Überlieferung zu den Etruskern ist einseitig. Die Römer übernahmen von Ihnen Vieles: religiöse Praktiken wie die Eingeweide- und Vogelschau, Herrschaftssymbole, aber auch Gladiatorenkämpfe oder (in der Frühzeit) Bildnisse und Tempelschmuck aus Terracotta. Andererseits war das verteufelte Königtum mit etruskischen Namen und Familien verbunden, und die Römer besiegten die Etrusker im Zuge ihrer Expansion in Italien militärisch. Die Etrusker erscheinen uns als jenseitsbesessen, weil ihre Grabanlagen ausgegraben wurden, während ihre Stadtanlagen überbaut und daher nicht so gut erforschbar sind. Dass sie kulturell schlicht in Rom aufgegangen seien, wäre eine Vergröberung; vielmehr waren die Etrusker seit früher Zeit Teil von Austausch- und Adaptionsprozessen, und bei jedem Schritt, von den Griechen über die Etrusker zu den Römern entstanden neue Ausprägungen. V.a. die etruskische Kunst war hochgradig eklektisch. Paradox: Als die Römer in der Zeit des Augustus begannen, sich selbst eine kohärente kulturelle Identität zu geben – die „Romanisierung“ war zugleich eine Selbstformierung –, begann zugleich eine punktuelle Rückbesinnung auf die Etrusker, greifbar in Gestalten wie dem aus etruskischem Adel stammenden Augustusfreund Maecenas und dem gelehrten Kaiser Claudius.
Ziel des Seminars ist es, einen fundierten Einblick in die etruskische Geschichte und Kultur zu geben. Dazu wird ein Reader durchgearbeitet, ergänzt durch kurze Präsentationen wichtiger Sachverhalte. Auf dieser Grundlage besuchen wir dann am 9./10 Juni 2018 (Sa./So.) die Etruskerausstellung in Karlsruhe; dabei wird Gelegenheit sein, auch die reichhaltigen Bestände der dortigen Antikensammlungen kennenzulernen. Die Exkursion wird bezuschusst werden.
Um Fahrt und Unterkunft möglichst früh und preiswert organisieren zu können, bitte ich alle, die ernsthaft an Seminar und Exkursion interessiert sind, mir sehr bald (noch im Januar/Februar!) eine kurze Nachricht zu schicken (an: uwe.walter@uni-bielefeld.de)!
Die Grundmodule sollten abgeschlossen und ein gewisser Überblick zur Geschichte des Altertums vorhanden sein.
Katalogbuch zur Ausstellung: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hg.), Die Etrusker. Weltkultur im antiken Italien, Darmstadt 2017. – Friedhelm Prayon, Die Etrusker. Geschichte, Religion, Kunst (Beck Wissen), München 1996 (Pflichtlektüre!); Luciana Aigner-Foresti, Die Etrusker und das frühe Rom (Geschichte kompakt), Darmstadt 2003 – Massimo Pallotino, Etrukologie, Basel u.a. 1988; Mario Torelli, Die Etrusker. Geschichte, Kultur, Gesellschaft, Frankfurt/New York 1988; Giovannangelo Camporeale, Die Etrusker. Geschichte und Kultur, Düsseldorf/Zürich 2003; Jean MacIntosh Turfa (ed.), The Etruscan World, London/New York 2013; Die Etrusker. Von Villanova bis Rom, Mainz 2015 (Begleitbuch zur Münchener Ausstellung).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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22-2.2 Methodikmodul | Grundseminar Methodik | Studienleistung
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Studieninformation |
22-2.2_a Methodikmodul | Grundseminar Methodik | Studienleistung
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22-2.4 Fachdidaktisches Methodikmodul | Grundseminar Methodik | Studienleistung
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Studieninformation |
22-2.4_a Fachdidaktisches Methodikmodul | Grundseminar Methodik | Studienleistung
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Studieninformation |
25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Regelmäßige Anwesenheit und Vorbereitung der zu lesenden Texte; zwei Studienleistungen nach Absprache.