Wenn Sie sich im NGram Viewer von Google Books sich deutschsprachige Veröffentlichungen zwischen 1800 und 2019 ansehen und den Begriff „Angst“ eintippen, dann sehen Sie eine etwa unregelmäßige Wellenbewegung. (Probieren Sie es einmal aus!) Es gibt immer wieder Jahre, in denen der Begriff in sehr vielen Publikationen, die Google erfasst, enthalten ist, ebenso wie Zeiten, in denen das nicht der Fall war.
Seit den frühen 2000er Jahren steigt die Kurve vergleichsweise steil an, um mittlerweile eher auf hohem Niveau zu stagnieren. Wie sich der Anstieg erklären lässt, ist ein soziologisches Rätsel erster Güte. Eine mögliche Spur führt in jedem Fall zur Zeitdiagnostik, journalistischer und zeithistorischer genauso wie soziologischer Machart. Angst ist hier in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein wiederkehrendes Motiv. Inwiefern dagegen von einer „Soziologie der Angst“ gesprochen werden kann, ist umstritten und zweifelhaft. In vielen soziologischen Schriften ist Angst jedoch eine „implizite Größe“ (Jörg Bergmann), um die herum Argumente aufgebaut sind.
In unserem Seminar verfolgen wir das Ziel, diese soziologischen Argumente zu „Angst“ zu erkunden und zu explizieren. Dafür befassen wir uns zunächst (Teil 1) mit der bereits angesprochenen Zeitdiagnostik und legen unser Augenmerk dann auf Argumente, die der Politischen Soziologie (Teil 2) und der Interaktionssoziologie (Teil 3) zuzurechnen sind. In einem vierten und abschließenden Teil werden wir uns den Problemen und Perspektiven einer Soziologie der Angst zuwenden. Rainer Schützeichel, der im Oktober 2023 so unerwartet verstarb, arbeitete in diesem Zusammenhang an den Grundzügen einer enaktivistischen Emotionstheorie, mit denen wir uns beschäftigen werden. Ihm ist das Seminar gewidmet.
SCHREIBWERKSTATT
Im Lauf des Semesters werden wir immer wieder Schreibwerkstatt-Anteile in das Seminar integrieren. Sie dienen dazu, das Verfassen von Hausarbeiten zu diskutieren und vorzubereiten. Daher werden wir immer wieder über Tipps, Tricks und Schwierigkeiten sprechen, die mit dem wissenschaftlichen Schreiben verbunden sind, und nach und nach beginnen, Konzepte für eigene Arbeiten zu entwickeln. So haben Sie Ihren Text zum Ende der Vorlesungszeit mindestens vor Augen, vielleicht aber auch schon auf dem Papier.
Wer keine Hausarbeit in diesem Seminar schreiben, aber trotzdem teilnehmen möchte, ist natürlich herzlich dazu eingeladen. Gerne können Sie das Seminar auch nutzen, um ein Konzept für Ihre Bachelorarbeit zu entwickeln.
VORBEREITENDE LEKTÜRE FÜR UNSERE SITZUNGEN
Das gemeinsame Arbeiten im Seminar basiert darauf, dass alle Beteiligten sich mit der vorbereitenden Lektüre zu den jeweiligen Sitzungen befasst haben. Gleichzeitig ist es eine ausgesprochene Zumutung, Texte zu lesen, die andere für einen ausgesucht haben. Das ist mir völlig klar. Doch zählen gemeinsame Lektüren zu den besten Grundlagen, um sich mit komplizierten Vorgängen und Sachverhalten zu befassen, sie analytisch zu durchdenken und eine eigenständige, selbstbewusste Position zu den Dingen zu entwickeln. Geben Sie den Texten daher bitte eine faire Chance. Sie haben es verdient.
Falls es Ihnen vor der Sitzung – aus welchen Gründen auch immer – nicht gelingt, die betreffenden Texte vorzubereiten, kommen Sie bitte auf keinen Fall ins Seminar. Sie werden nichts davon haben. Gehen Sie lieber Kaffee trinken oder ins Schwimmbad.
Es ist sinnvoll, wenn Sie bereits eine soziologische Einführungsveranstaltung besucht haben, bevor Sie dieses Seminar belegen. Noch wichtiger ist allerdings eine grundsätzliche Lese- und Diskussionsbereitschaft. Wenn Sie sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht imstande sehen, sich intensiv mit der Seminarlektüre auseinanderzusetzen und in regelmäßigen Abständen etwas für das Seminar zu schreiben, sollten Sie sich lieber nach einem anderen Seminar umschauen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I | 1. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
2. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) | Vertiefendes Theorieseminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefendes Theorieseminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M4 Soziologische Theorie I | Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) | Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler | Die Anmeldung zum Schnupperstudium erfolgt über die ZSB per E-Mail an: dop@uni-bielefeld.de |
STUDIENLEISTUNG: SCHLÜSSELPASSAGEN ERÖRTERN (SECHS DISKUSSIONSPAPIERE)
Um sich eine Studienleistung bescheinigen zu lassen, schreiben Sie bitte zu sechs Texten, die obligatorische Seminarlektüre sind, jeweils ein kurzes Diskussionspapier. Zu welchen Texten Sie diese Papiere schreiben, entscheiden Sie. Informationen dazu, wie Sie beim Schreiben des Diskussionspapier vorgehen, finden Sie im Seminarplan zur Veranstaltung.
Laden Sie Ihre Diskussionspapiere jeweils 24 Stunden vor Beginn der Sitzung hoch, auf deren vorbereitende Lektüre sich das jeweilige Papier bezieht. Sie finden dazu im eKVV-Lernraum entsprechende Abgabe-Ordner. Es können nur Papiere gezählt werden, die Sie rechtzeitig hochladen. Ihre Diskussionsvorschläge werden wir in der Seminardiskussion aufgreifen.
BENOTETE EINZELLEISTUNG: HAUSARBEIT SCHREIBEN
Sie verfassen zusätzlich zur Studienleistung eine Hausarbeit, die einen inhaltlichen Bezug zur Veranstaltung hat. Ich empfehle Ihnen, eine Problemstellung zum Ausgangs- oder Bezugspunkt zu machen, die Sie aus der Lektüre unserer Textgrundlagen und/oder aus den Diskussionen in den gemeinsamen Sitzungen gewonnen haben.
Gerne unterstütze ich Sie bei der Konzeption. Sprechen Sie mich gerne im Rahmen der Veranstaltung an oder machen Sie einen Sprechstundentermin mit mir.
Ein Wort zum Umfang der Hausarbeit: Sie werden es schwer haben, etwas Substanzielles in weniger als 5.000 Wörtern auszudrücken. Falls Sie demgegenüber 10.000 Wörter überschreiten, werden Sie selbst die aufgeschlossensten Lesenden langweilen.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: