260065 Protest! - Philosophie des Dagegenseins (S) (SoSe 2025)

Wer nicht nur glaubt, dass sich bestimmte Dinge so oder so verhalten, sondern auch darauf beharrt und dies öffentlich vernehmbar tut, der wird mit Widerspruch rechnen müssen. Dass dies der Fall ist, scheint offensichtlich, doch banal ist es keineswegs! Vielmehr ist es, im rechten Licht besehen, erstaunlich, dass bestimmte Überzeugungen, die einem Subjekt dazu verhelfen, die Welt zu ordnen, um sich in ihr zurechtzufinden, Ablehnung, Empörung und sogar Protest hervorrufen können und das Subjekt schließlich provozieren, sich dazu verhalten zu müssen. Dabei fällt auf, dass manche Überzeugungen durch die Konfrontation mit den Überzeugungen anderer an Gültigkeit verlieren, während andere an Stärke gewinnen. Und oft genug erleben wir am eigenen Leib, wie das Dagegensein um des Dagegenseins willen eine Eigendynamik erfährt, sodass es mehr braucht als einen Austausch guter Gründe, um wieder zu den Dingen selbst und ihrer Beschaffenheit zurückzukommen – an dieser Schwelle polarisieren Überzeugungen über das Subjekt hinaus, überführen sie in soziale Bewegungen und verlangen schließlich von ihren Mitgliedern zusehends Ideologie statt Begründung. Was steckt dahinter, und wie kommt es dazu?

Im Seminar werden wir dem Komplex des Protests im Speziellen und dem Dagegensein im Allgemeinen auf die Spur kommen. Dabei wird es zunächst nicht darum gehen, Protest und Widerstand als gut oder schlecht zu erklären, sondern vielmehr zu überlegen, wie Protest, bzw. die Kommunikation, die mit ihm einhergeht, Menschen derart einnehmen kann, dass sie sich sogar über geltendes Recht hinwegsetzen. Es wird vor allem die philosophische Auseinandersetzung mit den Bedingungen von Protestkommunikation, der Negation von Überzeugungen und der Frage nach moralischer Achtung und Missachtung anderer Meinungen oder sogar ganzer Personen thematisiert werden. Ebenso wird die politische Komponente der Legitimität von Protest und Widerstand Thema sein und damit auch die Frage, was Protest können dürfen soll – und was nicht.