300108 Nachhaltige Stadtentwicklung in Bielefeld? Projektarbeit und forschendes Lernen mit quantitativer empirischer Sozialforschung in der Region. (S) (WiSe 2003/2004)

Das Prinzip einer nachhaltigen Entwicklung ist auf der normativen Ebene bereits in vielen Gesetzen und auf allen staatlichen Ebenen verankert: in Art. 6 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, in Art. 20 a des Grundgesetzes und v. a. in § 1 Abs. II des Raumordnungsgesetzes sowie § 2 Abs. I des Bau-Gesetzbuches. Hier wird nachhaltige Stadtentwicklung als verpflichtender Grundsatz für alle Gemeinden und Städte formuliert.

Zwischen normativem Anspruch und Wirklichkeit der Norm klafft jedoch häufig eine Lücke - Gesetze leiden oft an Vollzugsdefiziten, weil eine langfristige, eben nachhaltige Stadtentwicklungspolitik sich oftmals im Widerspruch zu unterschiedlichen, eben manchmal doch kurzfristigen und kurzsichtigen Interessen (Investitionspolitik) befindet.

Genau diese mögliche Kluft zwischen normativem Anspruch und politischer Wirklichkeit will das Seminar ins Visier nehmen und versuchen, am Beispiel von Bielefeld nachhaltige Stadtentwicklung mit den Methoden der quantitativen empirischen Sozialforschung zu messen. Unter dieser Zielsetzung untergliedert sich das Seminar in die folgenden Schwerpunkte und Arbeitsphasen:

1)das Problem (Nachhaltigkeit oder nicht) am Beispiel ausgewählter Szenarien der MIT-Studie "Beyond the Limits" von Dennis Meadows u. a.
2)die begriffliche Definition auf der Grundlage des legendären Brundtland-Reports
3)der theoretische Kontext im Rahmen der von Nicolai Georgescu-Roegen für die Sozialwissenschaften zugänglich gemachten beiden Hauptsätze der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz, Entropiegesetz) sowie der von Frederic Vester beschriebenen Systemtheorie der Regelkreise,
4)Hypothese und operationelle Definition nach den Ansätzen des Georgescu-Roegen-Schülers Herman Daly ("Steady-State-Economy") und Wouter van Dierens Bericht an den Club of Rome ("Mit der Natur rechnen"),
5)die Indikatorenauswahl in Anlehnung an den von Diefenbacher u. a. vorgelegten Ziel- und Indikatorenkatalog ("Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im regionalen Bereich"),
6)Datenerhebung beim Statistischen Amt der Stadt Bielefeld und bei den verschiedenen Fachämtern der Stadt,
7)Auswertung und Bearbeitung der Daten mit dem Ziel, die wesentliche Information auf einer Seite pro Indikator so zusammenzustellen, dass eine innere Systematik und äußere Übersichtlichkeit gewährleistet werden,
8)Zusammenstellung aller Ergebnisse in einen Projektbericht und Präsentation des Produkts für die Lokalpresse.