Der planmäßige Einsatz von Blogs in Barak Obamas Wahlkampf, die tragende Rolle der Kommunikation per Internet in den arabischen Revolutionen dieses Frühjahrs, die rasche Sammlung von Wissen für die Aufdeckung der Plagiate in der Doktorarbeit eines Ministers, die Versuche an schon mehreren Orten für mehr Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an politischen Beratungen, z.B. der Aufstellung eines kommunalen Haushalts sind Hinweise auf einen offenbar tief greifenden Wandel von „Öffentlichkeit“. Der Eindruck verdichtet sich, dass die „neuen Medien“, genauer: vor allem die neuen Formen der Kommunikation im „web 2.0“ große Bedeutung auch für die Entwicklung neuer Formen politischer Praxis erlangen könnten. Blogs, Twitter, Facebook könnten nicht nur neue Muster sozialer Beziehungen stiften, sondern, so scheint es, auch neue Wege zu einer Art direkter Demokratie, zu höherer Partizipation an politischer Meinungs- und Willensbildung eröffnen. Sie könnten auf der anderen Seite aber auch die Schwellen zu agressivem Verhalten senken, Urheberschaft und Verantwortlichkeiten verschleiern, die Mittel für Überwachung und Manipulation der Menschen vergrößern.
Diese zwiespältigen Aussichten sind Grund genug für das Forum der Offenen Wissenschaft, sich in seinem 31. Semester der Frage nach der Bedeutung dieser „neuen Medien“ für unsere Gesellschaft zu stellen - nicht in allen ihren kulturellen oder sozialen Aspekten, sondern spezifisch im Hinblick auf ihre möglichen Folgen in der Politik, für die Entwicklung der Demokratie und des Rechtsstaats. Was heißt nunmehr “Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (von Habermas 1962 diagnostiziert)? Was wird aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder dem klassischen Journalismus? Wie verletzlich werden Schutzrechte der Bürgerinnen und Bürger, was können diese aber auch im Zusammenwirken erreichen? - Das sind nur einige der Themen der Veranstaltungsreihe im Wintersemester 2011/12. Wieder ist es gelungen, für die einzelnen Aspekte ausgewiesene Experten aus der Bielefelder Universität und von auswärts zu gewinnen.
Das Forum Offene Wissenschaft wird von einer fächerübergreifenden Arbeitsgruppe aus der Universität organisiert und verfolgt mit dieser Ringveranstaltung wie immer das Ziel, ein wissenschaftlich, politisch und kulturell gleichermaßen wichtiges Thema aus der Sicht verschiedener Disziplinen und/oder Berufe zu beleuchten und damit ein die Fächer und Sparten übergreifendes Nachdenken und Gespräch anzuregen. Es wendet sich sowohl an Studierende aus allen Fächern und Semestern wie an interessierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Umgebung.
10.10. Neue Medien - eine Hoffnung für die Demokratie?
Prof. Dr. Christoph Neuberger, Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Universität München
17.10. Blogs, Facebook, Twitter – eine neue Form der Sozialität
Dr. Petra Pansegrau, Medienwissenschaft, Universität Bielefeld
24.10. Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit durch neue Medien? Habermas revisited.
Prof. Dr. Tilmann Sutter, Mediensoziologie, Universität Bielefeld
31.10. Was wird aus dem Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Internetzeitalter?
Prof. Dr. Bernd Holznagel, Rechtswissenschaft, Universität Münster
07.11. Veränderung der Medienlandschaft – Aufbruch und Niedergang des Journalismus
Prof. Dr. Bernd Blöbaum, Kommunikationswissenschaft, Universität Münster
14.11. Verschwinden der Wirklichkeit hinter einer virtuellen Welt
Prof. Dr. Norbert Meder, Bildungswissenschaft, Universität Duisburg-Essen
21.11. Der „gläserne Bürger“ - Von Datenschutz zur Selbstpreisgabe
Imke Sommer, Datenschutzbeauftragte, Bremen
28.11. Verletzlichkeit der Informationssysteme (Cyberwar, Hacking)
Dr. Carsten Gnörlich, Informatik, Universität Bielefeld
05.12. Vermündlichung der Schriftsprache. Schriftkultur durch die Neuen Medien
Dr. Wenke Mückel, Sprachwissenschaft, Universität Rostock
12.12. Die Datenfresser. Können wir die Kontrolle unserer Daten zurückerlangen?
Constanze Kurz, Informatik, Datenschutz, HU Berlin
19.12. Moderne Staatlichkeit in Zeiten des Internets oder das Ende der Staatenlenker
Dr. Frauke Gerlach, Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW, Düsseldorf
09.01. Der Google-Komplex
Dr. Theo Röhle, Medienwissenschaft, Universität Paderborn
16.01. Wisdom of the Crowd - Die Weisheit der Vielen
Prof. Dr. Wolfgang Krohn, Techniksoziologie, Universität Bielefeld
Volker Vorwerk, Soziologie, Universität Bielefeld
23.01. Die Leichtigkeit im Netz und was daraus folgt
Prof. Dr. Uwe Sander, Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld
30.01. Bürgerbeteiligung - Verwendung neuer Medien im politischen Raum
Volker Vorwerk, Soziologie, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Wolfgang Krohn, Techniksoziologie, Universität Bielefeld
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Module | Course | Requirements | |
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25-IndiErg-FOW Modul "Forum Offene Wissenschaft" | Forum Offene Wissenschaft | Study requirement
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Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Erziehungswissenschaft GHR / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2011) | 2 | aktive Teilnahme | ||||
Erziehungswissenschaft GymGe / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2011) | 2 | aktive Teilnahme | ||||
Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kernfach | 2 | aktive Teilnahme | |||
Erziehungswissenschaft (Nebenfach) / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Nebenfach | 2 | aktive Teilnahme | |||
FORUM OFFENE WISSENSCHAFT | 2 | aktive Teilnahme | |||||
Medienwissenschaft, interdisziplinäre / Master | (Enrollment until SoSe 2014) | Wahl | |||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Enrollment until SoSe 2008) |
Für regelmäßige Anwesenheit, Beteiligung an der Diskussion und Ablieferung eines ausführlichen Protokolls mindestens einer Veranstaltung können Studierende 2 LP im individuellen Ergänzungsbereich erwerben.
Anforderungen an das Protokoll:
1. Form
Das Protokoll sollte einen Umfang von 4-6 Seiten in Schreibmaschinenschrift haben (1,5-zeilig, 12 p-Schrift, Rand links 4, rechts 2 cm).
Dazu kommt ein Deckblatt mit Name und Adresse, Matr-Nr., Thema der Reihe und der Veranstaltung, Referent/in. Moderator/in und Datum.
Das Protokoll ist in ganzen Sätzen zu formulieren. Aus den Formulierungen muss deutlich werden, was der/die Vortragende sagt, was Diskussionsteilnehmer sagen und was Meinung des/der Protokollierenden ist.
2. Inhalt
Das Protokoll enthält vier Teile:
Erstens eine Einleitung mit dem Thema, mit kurzen Informationen zum Vortragenden und einer Fragestellung, die der/die Protokolliernde gegebenenfalls selbst entwickeln muss. Dabei kann die Einleitung des Moderators aufgegriffen werden.
Zweitens die Zusammenfassung der wesentlichen Thesen und Begründungen des Vortrages. Das Protokoll entspricht nicht den Anforderungen, wenn nur die Folien des Referenten abgeschrieben werden.
Drittens einen Überblick über die Themen der Diskussion und Wiedergabe von Frage und Antwort zu zwei bis vier Themen, die dem/der Protokollierenden besonders wichtig scheinen.
Viertens eine Stellungnahme zu den Thesen des/der Vortragenden, in denen eine persönliche Meinung vorgetragen und begründet wird. Diese geht über eine Zustimmung zu den Thesen hinaus.
Die Veranstaltung, die protokolliert wird, ist frei wählbar. Das Protokoll ist spätestens zwei Wochen nach der Veranstaltung per mail zu senden an:
forum@uni-bielefeld.de