230480 Doppelgänger. Ästhetische Subjektivität in der Europäischen Romantik (S) (SoSe 2022)

Was ist ein Ich und wie bezieht es sich auf ein Du? Ist es identisch mit sich oder zerfällt es in mehrere Identitäten? Wie wird ein konsistentes oder zersplittertes Ich zum Gegenstand einer literarischen Darstellung, wie wird das Leben eines Ichs erzählbar? Die Fragen nach dem Stellenwert der Subjektivität, nach der Beziehung des Subjekts zu sich selbst und zur Welt sowie die Verhandlung dieses Komplexes in literarischen Texten zählen zu den Epochensignaturen der Romantik. Im Seminar nähern wir uns der Epoche mit einem europäisch-vergleichenden Fokus und beziehen über die deutsche Romantik hinaus auch Texte der angloamerikanischen, französischen und russischen Romantik ein. Denn Doppelgängerfiguren finden sich nicht nur in Texten von Jean Paul, Heinrich von Kleist und E.T.A. Hoffmann, sondern auch in denen von Théophile Gautier, Nikolai Gogol, Gérard de Nerval und Edgar Allan Poe. Bevor wir Texte der genannten Autoren in den Blick nehmen, in denen Doppelgänger zu den Protagonist*innen zählen, werden wir uns die Grundlagen der Subjektphilosophie erarbeiten, um daraufhin zu fragen, wie die literarischen Texte mit Hilfe ihrer Verfahren diese Grundlagen ästhetisch verhandeln. Auf diese Weise rücken nicht nur Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Europäischen Romantiken in den Blick, sondern auch Konstellationen von literarischer Darstellung und philosophischer Argumentation.