Die Ethnographie beschäftigt sich unter anderem mit Fragen wie: „Where is the action?“ (Goffman) oder „what the hell is going on?“ (Geertz). Für die empirische Arbeit im Feld, aber auch in Datensitzungen und am Schreibtisch bedarf es einer Perspektivierung, deren zugrundeliegende Haltung Jörg Bergmann (1988: 7) einmal als „analytische Mentalität“ beschrieben hat, die sich durch einen „hohe(n) Grad an Sensibilität für Interaktionsvorgänge, ein Beobachtungsvermögen für Details und für Strukturen, ein Blick für den Einzelfall und für generelle Organisationsprinzipien, ein Gehör für Bedeutungsnuancen und eine Fähigkeit, über Differenzen hinwegzuhören, und dazu noch: Ausdauer und Einfallsreichtum bei der Verfolgung der oft kaum sichtbaren Spuren eines interaktiven Objekts“ auszeichnet. Eines der zentralen Ziele des Seminars ist es, eine solche Beobachtungsfähigkeit einzuüben und herzustellen.
Hierzu gehören insbesondere (1) die Beschäftigung mit unterschiedlichen methodologischen Grundannahmen, (2) die Aneignung von Werkzeugen und Verfahrenstechniken (für Feldzugang, Teilnahme, Beobachtung, Aufzeichnung, Analyse, Verschriftlichung, etc.) (3) die eigene Forschungspraxis (doing Ethnographie) sowie (4) die grundlegende und fortwährende Reflexion dieser ersten drei Punkte. Dabei gilt es auch zu bedenken, dass die konkrete ‚reale Forschung‘ (wie auch die Untersuchungsfelder selbst) selten analytisch- theoretischen Vorüberlegungen und Unterscheidungen folgt, sondern sich eher als iterativer, zyklischer und verwobener Prozess gestaltet, wie dies beispielsweise von Harold Garfinkel in Bezug auf das „unique adequacy requirement“ reflektiert wurde. Ferner bietet (5) die Lektüre von anderen Ethnographien Inspiration, Orientierung und Kritikfläche.
Die Veranstaltung gliedert sich in zwei Blöcke. Der erste Block am 16./17.01. beschäftigt sich mit der Methodologie und den Verfahrensweisen der Ethnographie. Im zweiten Block am 06./07.02. sollen bereits Daten einer eigenen kleinen Feldforschung (doing Ethnographie) mit Literatur zu verschiedenen ethnographischen Zugängen (wie Autoethnographie, Lebensweltethnographie, Videographie, fokussierte Ethnographie, Embodied-Ethnographie, Kamera-Ethnographie etc.) und/oder verschiedenen Gegenstandsbereichen (wie Organisationsethnographie, Medienethnographie, Religionsethnographie, etc.) in Bezug gesetzt werden.
Keine einschränkenden Teilnahmebedingungen.
Zur Vorbereitung:
Breidenstein, G.; Hirschauer, S.; Kalthoff, H.; Nieswand, B. (2013): Ethnographie. Die Praxis der Feldforschung. Konstanz & München.
Weitere Literatur wird im Stud.ip zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M3a Soziologische Methoden a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3b Soziologische Methoden b | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3c Soziologische Methoden c | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 5.1; Modul 5.2 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Die eigene empirische Beschäftigung mit einem Gegenstand (Doing Ethnographie), die Übernahme eines Referats und das regelmäßige Lesen der Seminartexte sind erwünscht (Aktive Teilnahme). Für Einzelleistungen ist das Erstellen einer Hausarbeit (ca. 12-15 Seiten) möglich. (Bis Semesterende reichen Sie hierfür einen einseitigen Entwurf ein).