300145 Der Entscheidungsbegriff in der Systemtheorie (organisationswissenschaftlich) (S) (SoSe 2018)

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Entscheidungen können als die Grund- bzw. Letztelemente in organisierten Sozialsystemen (kurz Organisationen) angesehen werden. Es sind – einer systemtheoretischen Perspektive folgend – die zentralen Operationen, die Kommunikationen, mit denen eine Organisation sich selbst konstituiert und fortentwickelt. Entscheidungen stellen die bevorzugte oder erwählte Seite einer Alternative dar. Einen Zusammenhang weisen Entscheidungen schon dadurch auf, dass sie in Form einer „Verkettung“ fortlaufend aufeinander referieren. Mit Entscheidungen können Organisationen Unsicherheit absorbieren. Es bilden sich Routinen und Gewohnheiten, die der Organisation Stabilität und die Möglichkeit der Steuerung verleihen. Allerdings erhöhen Entscheidungen wiederum den Grad der Ungewissheit, da sie bestimmte Praktiken stabilisieren und andere hingegen verdrängen können. Die Folgen dessen sind für Organisationen nur sehr begrenzt zu antizipieren. Zentral ist der Gedanke, dass Entscheidung und Entscheidungsfähigkeit in Organisationen einen maßgeblichen, wenn nicht „entscheidenden“ Bezug zur Frage der Absicherung gegenüber inneren Irritationen und solchen der Umwelt aufweisen. Den Entscheidungen selbst liegen, systemtheoretisch betrachtet, wiederum organisatorische Entscheidungsprämissen zugrunde. So gibt es buchstäblich „Vor“-Stellungen dazu, welches Personal in Betracht kommt, wie zu kommunizieren und mit welchen Verfahren die Arbeit zu programmieren ist. Mit Folgen: Entscheidungen werden weder völlig frei gefällt, noch sind sie Resultate einer universellen Vernunft. Innerhalb eines diffusen Entscheidungsflusses orientieren sich die Entscheider an (einschränkenden) Erwartungen. Die maßgeblichen formalen (man spricht hier auch von den entschiedenen, d. h. also geklärten, vorbestimmten) Prämissen des Entscheidens in Organisationen sind Programme, Personal und Kommunikation. In Abgrenzung von entschiedenen (formalen) Prämissen wird dann von unentschiedenen oder nicht entscheidbaren Prämissen gesprochen, wenn informale Wege gewählt werden bzw. das weite Feld der schon dargestellten Organisationskultur adressiert ist. Unentschiedene Prämissen können bedeutsam sein, weil es informale Abläufe in Organisationen geben kann, die keine formale Ordnung bis ins letzte Detail der Arbeitsverrichtung erfordern bzw. sogar negative Störungen eintreten könnten, würde jeder Vorgang exakt reguliert. Nicht- bzw. unentscheidbare Prämissen liegen dann vor, wenn die Organisation formal keine Möglichkeit dazu hat oder es nur mit erheblichen Problemen verbunden wäre, sämtliche Entscheidungsvorgänge formal zu regulieren.

In diesem Seminar wird der Entscheidungsbegriff grundlegend system- und organisationstheoretisch betrachtet. Entscheidungstheoretische Texte erfordern gewöhnlich eine nennenswert gründliche, differenzierte Lektüre. Insofern ist mit einem konstanten Leseaufwand zu rechnen. Besondere Vorkenntnisse werden nicht erwartet, allerdings ist eine ausgeprägte Affinität gegenüber sowohl (organisations-)soziologischer und theoriebegrifflicher Literatur erforderlich. Das Seminar richtet sich an ein primär sozialwissenschaftliches bzw. soziologisches Publikum.

Bibliography

Luhmann, N. (1964): Funktionen und Folgen formaler Organisation. 1. Aufl. Berlin.
Luhmann, N. (1975): Legitimation durch Verfahren. Neuauflage. Frankfurt/Main.
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von Groddeck, V., Siri, J., Mayr, K. (2016): Die Entscheidungsvergessenheit der Organisationsforschung. Plädoyer für eine operative Entscheidungsforschung. In: Soziale Systeme 20(1), S. 167-192.
Nassehi, A. (2005): Organizations as Decision Machines: Niklas Luhmann's Theory of Organized Social Systems. In: The Social Review 53(1), S. 178-191.
Soziale Systeme (2009) 15(1). - Schwerpunktheft zu Entscheidungstheorie bei Luhmann -

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