230357 Minne- und Aventiureromane (V) (WiSe 2008/2009)

Einigen spannenden Romanen des Mittelalters ist eine Vielzahl von Abenteuern gemein, die sich aus der "Minne" ergeben, d.h. aufgrund von Brautwerbung (auch Brautraub) oder einer Trennung zwischen den Liebenden entstehen. Diese Abenteuer dienen nicht notwendig, wie meist im höfischen Roman der Zeit, der ethischen Vervollkommnung des Helden, sie eröffnen hier vor allem die Möglichkeit für immer neue Erfahrungen des Unbekannten und des Wunderbaren und führen den Protagonisten (und somit auch den Leser) oft in der halben Welt herum. Damit setzt diese Art von Epik die mhd. "Spielmanns"dichtung fort (die in diesem Semester in einem Seminar zum König Rother untersucht wird), knüpft jedoch auch an die Liebes- und Reiseromane der Spätantike an, was besonders beim Apollonius von Tyrlant deutlich wird. Als Beispiele für den jüngst als "hybride Gattung" beschriebenen Abenteuer- und Minneroman sollen in dieser Vorlesung u.a. Wilhelm von Österreich (von Johann von Würzburg), Friedrich von Schwaben und Reinfried von Braunschweig vorgestellt werden. Ein Ausblick auf den frühneuhochdeutschen Prosaroman Die schöne Magelone leitet über zur Erzählliteratur der Neuzeit.

Zur Einführung geeignet:

Klaus Ridder, Mittelhochdeutsche Minne- und Aventiureromane. Fiktion, Geschichte und literarische Tradition im späthöfischen Roman, Berlin / New York 1998.