300020 Thematisierungen von Männlichkeit in der Moderne: historische und soziologische Perspektiven (BS) (WiSe 2008/2009)

Das Seminar nimmt das in den letzten Jahren stark angewachsene, sowohl in den Medien, wie in der Medizin, der Pädagogik und in der historischen und soziologischen Geschlechterforschung zu beobachtende Interesse an Männern/Männlichkeit zum Ausgangspunkt. Es fragt danach, wie diese Themenkonjunktur mit veränderten Lebensverhältnissen, gesellschaftlichen Ängsten, politischen Interessen und wissenschaftsinterne Entwicklungen zusammenhängt. Wie der Blick in die Geschichte zeigt, wurde Männlichkeit auch in der Vergangenheit keineswegs als unproblematisch und selbstverständlich wahrgenommen, sondern im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert mit unterschiedlichen Krisendiskursen verknüpft. Soziologisches, medizinisches und pädagogisches Expertenwissen spielte dabei für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Geschlechterverhältnissen eine entscheidende Rolle, lässt sich in seiner Entstehung aber auch umgekehrt ohne Rekurs auf gesellschaftliche Problemlagen und Wandlungsprozesse nicht verstehen. Am Beispiel der gesellschaftlich zirkulierenden, in Institutionen verfestigten und in Expertenhandeln einfließenden, in der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Jungen und Männern immer wieder zu verhandelnden Vorstellungen von (problematischen) Männlichkeiten greift das Seminar damit allgemeine Fragen nach dem Verhältnis von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik im 20. und 21. Jahrhundert auf und untersucht, wie Themenkonjunkturen in den Sozialwissenschaften zu Stande kommen.