Identität im Sinne des Selbstverständnisses einer Person als einzigartige Kombination von Eigenschaften, Zugehörigkeiten, Daten der Lebensgeschichte etc. ist nicht per se reflexiv oder immer explizit. Ebenso wenig ist sie als statisch, irgendwann „abgeschlossen“, geformt bzw. fixiert zu verstehen. Vielmehr unterliegt Identität einem permanenten Wandlungsprozess. Selbstthematisierungen, welche über situative, alltägliche Selbstvergewisserungen hinaus verweisen, finden sich in (Auto-) Biografien, biografischen Interviews, aber auch Tagebüchern oder Briefen. Im Rückgriff auf bestimmte Ereignisse, Erfahrungen, Emotionen und generell die eigene Lebensgeschichte entstehen dabei Beschreibungen mittels derer eine Person versucht, einen Gesamtzusammenhang der eigenen Biographie zu (re-)konstruieren, ein Bild des Selbst zu generieren. Diese Vergegenwärtigungen und Rekonstruktionen sind dabei zwangsläufig selektiv, unterliegen den Beschränkungen des eigenen Erinnerungsvermögens, kommunikativen Kompetenzen, dem aktuellen Bezugsrahmen etc. Biografische Analysen, wie sie im Zentrum der Veranstaltung stehen sollen, widmen sich dann sozusagen der Rekonstruktion der Rekonstruktion, d.h. dem Herausarbeiten von prozessualen Strukturen, Verläufen und Gesamtformungen von biografischen Selbstbeschreibungen. Die Priorität soll neben der Vermittlung der Grundlagen biographischer Forschung vor allem auf der praktischen Anwendung, also der angeleiteten interpretativen Analyse von (auto-) biografischem Material (narrativen Interviews, Autobiografien etc.) liegen.
Gabriele Rosenthal, Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen, Frankfurt/Main: Campus-Verlag 1995.
Gabriele Rosenthal, Biographisch-narrative Gespräche mit Jugendlichen. Chancen für das Selbst- und Fremdverstehen, Opladen: Budrich 2006.
Werner Fuchs-Heinritz, Biographische Forschung. Eine Einführung in Praxis und Methoden, 3., überarb. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwissenschaften 2005.
Ivonne Küsters, Narrative Interviews. Grundlagen und Anwendungen, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2006.
Siegfried Lamnek, „Biografische Methode“, in: Ders., Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch, 4., vollst. überarb. Aufl., [Nachdr.]. Weinheim: Beltz PVU 2006, S. 654-712.
Gabriele Lucius-Hoene / Arnulf Deppermann, Rekonstruktion narrativer Identität. Ein Arbeitsbuch zur Analyse narrativer Interviews, 2. Aufl., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004 (2002).
Fritz Schütze, „Biographieforschung und narratives Interview“, in: Neue Praxis 13 (1983), H. 3, S. 283-293.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Gender Studies / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | Wahlbereich | |||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.3.1 | Wahl | (Ergänzungsveranstaltung) HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 5.2 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Scheinbedingungen: