Die Veranstaltung soll in das politische framing, in die – mediengestützte - Schematisierung des modernen Terrorismus (vom Typus ‚Al Quaida’) einführen. Im Gegensatz zum "Kalten Krieg" schafft der internationale Terrorismus typisch Situationen, die durch Nichtwissen, Konflikt und Ambiguität gekennzeichnet sind. Solche Situationen produzieren geringe Rationalitätschancen und fördern Simplifikationen, die sich auf die Verwendung von komplexitätsreduzierenden Schemata und Zurechnungen stützen. Diese generieren Orientierungs- und Handlungsfähigkeit unter Bedingungen hoher Unsicherheit. Schematisierungen und Zurechnungen wirken sich (wie die Definition von Situationen) faktisch aus, da sie den politischen Handlungsrahmen bestimmen. So etwa die Zurechnung terroristischer Aktionen auf das Schema "Verbrechen" oder auf das Schema "Krieg". Je nach Zurechnung werden ganz andere Optionen möglich.
Schließlich ist wegen der starken Komplexitätsreduktion und der damit einhergehenden robusten Selbstverstärkung von Schematisierungs-Prozessen zu erwarten, dass Reaktionen auf politische Handlungsrahmen für diesen ungeplant und überraschend auftreten, also Unsicherheit vermehren, wo Sicherheit intendiert ist (der Irak als Transferstation für internationalen Terrorismus, Antiterrorismus gebiert Terrorismus).
Insgesamt soll herausgearbeitet werden, dass Schemata – insbesondere in mehrdeutigen Situationen - häufig Unsicherheit generieren, wo sie auf Sicherheit zielen. Sie präferieren dann Kurzfristigkeit versus Langfristigkeit, Kontrollillusionen und Gegnerschemata, die primär zu den eigenen, vertrauten Ressourcen (Militär) und politischen Perspektiven (Hegemonie) passen und wenig oder gar keine Akzeptanz des eigenen Nichtwissens zulassen.
In der Veranstaltung soll diesem thematischen Schwerpunkt (Schematisierung) ein nicht-rationalistischer Begriff des kommunikativen sensemaking zu Grunde gelegt werden, wie ihn vor allem Karl Weick erarbeitet hat. Mit diesem Begriff (und natürlich auch mit dem ebenso nicht-rationalistischen Begriff der Kommunikation) lässt sich u.a. zeigen, dass es keine (gleichsam vernünftigere) Alternative zur Verwendung von Schemata und Zurechnungen gibt. Es gibt nur die Alternative, anders zu schematisieren und anders zuzurechnen aber nicht vernünftiger. Das dies aber gleichwohl beansprucht wird und beansprucht werden muss, führt zur zentralen Frage nach möglicher Rationalität politischer Optionen.
Möglicherweise kann die Veranstaltung als Erarbeitung einer Rezension zu neueren Terrorismuspublikationen durchgeführt werden.
Einführende Literatur
Turk, A.T., 2004: Sociology of Terrorism, in: Ann. Review Sociol. 30: 271-286
Japp, K.P., 2007: Terrorismus als Konfliktsystem, in: Kron, Th./Reddig, M., (Hrg.), Analysen des internationalen Terrorismus. Soziologische Perspektiven, VS-Verlag, 166-193
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 2.3b |