300143 'Historische Soziologie (Vertiefendes Theorieseminar 30-M22) (S) (WiSe 2017/2018)

Die Historische Soziologie ist ein überaus heterogenes und weitverzweigtes Forschungsfeld mit einer langen, wechselvollen Geschichte und bis heute ungeklärter disziplinärer Stellung und Zuständigkeit. Vorstellungen etwa vom Status und Anspruch Historischer Soziologie(n) reichen von der einer "einfachen" Subdisziplin mit (vor allem zeitlich) beschränktem Gegenstandsbereich bis hin zu der einer spezifischen Theorieperspektive innerhalb der Allgemeinen Soziologie. Was das Forschungsfeld jedoch eint und zugleich über seine strittigen Grenzen hinaus für unser Fach interessant macht, ist vor allem sein Fokus auf die Geschichtlichkeit sozialer Phänomene. Diese Blickrichtung kontrastiert mit einer ansonsten in der Soziologie weit verbreiteten Sichtbeschränkung auf gegenwärtige Zustände und Entwicklungen sozialer Zusammenhänge und bietet somit Möglichkeiten der Perspektiverweiterung und Perspektivkorrektur.

Das Ziel des Seminars ist daher auch ein doppeltes: Zum einen will es einen ersten Ein- und Überblick in bzw. über das Feld der Historischen Soziologie vermitteln, zum anderen den spezifischen Mehrwert einer historischen Perspektive in der soziologischen Analyse sozialer Phänomene eruieren. Kurz gesagt geht es ihm also um die Frage: Was ist und was leistet Historische Soziologie? Zur Beantwortung dieser Frage werden wir uns in einem ersten Schritt recht allgemein mit der Programmatik, Entstehung und (inter-)disziplinären Stellung der Historischen Soziologie beschäftigen, in einem zweiten Schritt dann diese Aspekte des Forschungsfeldes an einzelnen, einflussreichen empirischen Studien reflektieren. In einem dritten Schritt widmen wir uns schließlich neueren Entwicklungen im Bereich der Historischen Soziologie, die das eigene Forschungsfeld selbstkritisch mit den Perspektiven und Erkenntnissen der globalhistorischen und globalisierungstheoretischen Forschung abgleicht.

Das Seminar ist als eine schreibintensive Veranstaltung konzipiert. Das bedeutet, dass in ihm dem Schreiben nicht nur die Rolle eines klassisches Prüfungsinstruments (s. Punkt Prüfungsleistungen) zukommt, sondern auch die eines Mediums des gemeinsamen und individuellen Lernens. Zu diesem Zweck werden neben verschiedenen schreibbezogenen Studienleistungen (s. Punkt Studienleistungen) innerhalb und zwischen den Sitzungen immer wieder auch kleinere Schreibaufgaben in die Veranstaltung einfließen. Für die Teilnehmer*innen des Seminars bedeutet dies, dass sie neben der Bereitschaft zum intensiven und ausführlichen Lesen und Diskutieren wissenschaftlicher Texte, auch die Lust und die Motivation zum vielseitigen und vielgestaltigen Schreiben in der Lehre mitbringen sollten (s. Punkt Teilnahmevoraussetzungen).

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Notwendige Teilnahmevoraussetzungen
— Erfolgreiche Teilnahme an Einführungsveranstaltungen zur Soziologie und Soziologischen Theorie
— Bereitschaft zur intensiven Vorbereitung der einzelnen Sitzungen und Studienleistungen
— Motivation zur Teilnahme an verschiedenen, kleineren Schreibübungen innerhalb und zwischen den einzelnen Sitzungen
— Diskussionsfreudigkeit

Empfohlene Teilnahmevoraussetzungen
— Interesse an historischen Prozessen und Zusammenhängen
— Interesse an schreibbasiertem Lernen

Literaturangaben

— Schützeichel, Rainer (2004): Historische Soziologie. Bielefeld: transcript.