In der Veranstaltung sollen die Formen islamistischer Ansprüche an nationale politische Systeme im nahen Osten aus der Perspektive einer Theorie sozialer Bewegungen betrachtet werden. Das versteht sich nicht von selbst, denn solche Ansprüche lassen sich auch als parteipolitische Programmatik verstehen. Es ist jedoch oft so, dass islamistische Politikziele nicht ohne weiteres parteipolitisch institutionalisiert sind. Die Türkei gibt dafür ein beredtes Beispiel. Theorien sozialer Bewegungen sind fast ausschließlich für die mehr oder minder demokratisierte 'westliche Welt' entwickelt worden. Eine erste Schwierigkeit besteht deshalb darin, einen Ansatz zu finden, der diese Schwierigkeit zu überwinden hilft. Dem dient ein erster 'Theorieblock'. Im Mittelpunkt wird dabei die Konzeptualisierung von sozialen Bewegungen als politischer Prozess (McAdam) der Mobilisierung von Ressourcen und Motivationen im Kontext politischer Gelegenheiten ('opportunity structures') stehen (Tarrow). Ein schlichtes Verständnis von sozialen Bewegungen als 'Reaktion' auf 'soziale Probleme' (Smelser) wird zurückgewiesen werden.
Die gegenstandsorientierte Diskussion wird am Beispiel der ägyptischen 'muslimischen Bruderschaft' in der 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erfolgen. Die Synthese von (organisatorischen u.a.) Ressourcen, der Mobilisierung von Teilnahmemotivationen und die ägyptische Politik als Generator (oder Verhinderer) von politischen Gelegenheiten werden dabei im Mittelpunkt stehen. Im Anschluss an diese fallorientierte Diskussion wird auf ethnische Mobilisierung, auf extremistische Mobilisierung (Terrorismus) und auf Makroeffekte dieser Mobilisierungsformen der modernen Gesellschaft einzugehen sein (Münkler, Kaldor).
Kaldor, M., 1999: Neue und alte Kriege, Ffm.: Suhrkamp
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Politikwissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2009) | 2.3a |