Lehrinhalte:
Etwa 7% der Krankenhausaufnahmen werden durch Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) verursacht, an 14% der Krankenhausaufnahmen sind UAWs beteiligt. Zumeist sind davon ältere Patient*innen mit Multimorbidität und Multimedikation betroffen. Mit dem Ziel einer Optimierung von Multimedikation und einer verbesserten Arzneimitteltherapiesicherheit werden im Symposium aktuelle Studienergebnisse zum Medikationsmanagement bei Multimorbidität und Multimedikation vorgestellt, diskutiert und anhand interaktiver Fallbeispiele in praktischen Übungen angewendet. Zudem werden die sich ergänzenden spezifischen Perspektiven von Allgemeinmedizin (longitudinale Betreuung und Koordination von Fachspezialisten), Geriatrie (Fokus auf funktionelle Fähigkeiten) und Pharmazie (Medikamentenabgabe inkl. Selbstmedikation, Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation, Medikamentenversorgung im Altenheim) kontrastiert, die Besonderheiten des Hochrisiko-Settings Pflegeheim werden hervorgehoben und es werden Optionen für eine produktive Zusammenarbeit der verschiedenen Heilberufe demonstriert.
Das Symposium knüpft u.a. an
• an Lehrveranstaltungen der Allgemeinmedizin zu den Ariadne-Konsultationsprinzipien (Einführungs-VL zu Mehrfacherkrankungen im 6. Fachsemester), Nutzen-Schaden-Abwägungen bei individuellen Therapieentscheidungen (EINF, SBA-I) sowie Kommunikationsseminaren zur Partizipativen Entscheidungsfindung,
• an Lehrveranstaltungen der Geriatrie zum Geriatrischen Assessment im 6. Fachsemester,
• an Lehrveranstaltungen der klinischen Pharmakologie zu altersspezifischen Veränderungen in Medikamentenstoffwechsel und -elimination (8. Fachsemester, UGSLA-II).
In einem Wechsel aus wissenschaftlichen Impulsvorträgen und interaktiver praktischer Bearbeitung von realistischen Fallbeispielen werden Wissenskompetenzen zum State of the Art sowie praktische und kommunikative Grundfertigkeiten für das erfolgreiche Durchführen von Medikationsreviews vermittelt. Damit bildet das interprofessionelle Multimorbiditätssymposium eine notwendige Ergänzung zum Hands-on-Seminar „Medikationsreview“ während der Exkursion ins Pflegeheim (4UE). Der Besuch beider Lehrveranstaltungen ist erforderlich, die Reihenfolge ist flexibel.
Auf das Symposium bauen auf
• Lehrveranstaltungen der Allgemeinmedizin im Modul GNPS-II zum Deprescribing von Psychopharmaka
• POL-Fall „Die Dosiserhöhung“
Lernziele für Symposium und Pflegeheimexkursion:
1. Die Studierenden kennen und verstehen die Prinzipien der medizinisch-geriatrischen Therapien, einschließlich der effektiven und sicheren Anwendung von Arzneimitteln im Rahmen der gängigen Verschreibungstechniken. Sie sind sensibilisiert für medikamentöse Unter-, Fehl- und Überversorgung (einschließlich unangemessenem Medikamentengebrauch und Polypharmazie bei älteren Menschen). (In Anlehnung an den NKLM: VII.3-01.2.1., VIII.5.)
2. Die Studierenden erlernen das Miteinbeziehen von Patientenwünschen und Wertvorstellungen in Entscheidungen hinsichtlich einer medikamentösen Therapie im Rahmen einer interprofessionellen Visite (Apotheker*in, Pflegekraft und betreuende Hausärzt*innen). (In Anlehnung an den NKLM: V.II.2, V.01.1.1.).
3. Die Studierenden sind in der Lage, den Nutzen und die Risiken von medizinischen Anwendungen und Apps (Forta-App, dosing.de, MedStopper) zu bewerten und patientenorientiert anzuwenden.
NKLM:
V.II.2, V.01.1.1.; VII.3-01.2.1.; VIII.5.
1. Hausärztliche Leitlinie Multimedikation, AWMF-Registernummer 053-043. S3
2. Praxishandbuch Multimorbidität M. van den Akker, C, Muth