230284 Amazonen – kriegerische Frauen (S) (WiSe 2015/2016)

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Im Prinzip gibt es nur zwei Deutungen der Amazonen. Entweder unterstellt man deren realgeschichtliche Existenz oder man hält sie für eine Konstruktion, noch dazu eine von Männern erdachte. Die erste Idee, die besagt, es habe Amazonen in der frühen Geschichte gegeben, möchte profitieren vom Kraftquell des Ursprungs. Das hat die feministische Interpretation der mythischen Überlieferungen seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts getan. Die zweite Überlegung hingegen will sich gar nicht äußern über diese genealogische Frage, sondern die Funktion der Amazonenmythen in Gesellschaften beschreiben. Weshalb, so unsere Seminarfrage, haben Männer in patriarchalischen Gesellschaften sich diese kriegerischen Gegenbilder ausgemalt? Und weshalb erleben wir deren Transformationen noch im 21. Jahrhundert, auch und nicht zuletzt im Mainstream-Kino?
Amazonen sind ein bevorzugtes Motiv der Antikenrezeption. Sie faszinieren durch die implizite Überkreuzung herkömmlicher Geschlechtertypologien. Die Frau ist, für eine ontologische Betrachtung, nicht prädestiniert als Kriegerin. Entscheidend ist hier nicht eine physische Unterausstattung, sondern das mythische Bild des Weiblichen. Sie gebe und erhalte das Leben, sei die große Nährerin. Das Muttertum gilt diesen Beschreibungen als Ideal, das in zahlreichen Vegetationsgöttinnen widergespiegelt erscheint. Aggression und insbesondere die Tötung des Gegners zur Machterweiterung wird in diesen Stereotypen dem Mann zugeschrieben. Die Amazonen aber haben, einer falschen Etymologie der Antike zufolge, die Negation an sich selbst vollzogen, indem sie sich eine Brust abnahmen, um so fähig zu werden zu kriegerischem Kampf. Sie geben also auf, was ihnen ontologisch zugewiesen wurde: die ‚nährende Seite eines behütenden Muttertums‘. Das Widernatürliche ihres Unterfangens drückt sich schon in der symbolischen Reduktion aus. Die Erzählungen, die vordergründig starke Frauen ausstellen, bekräftigen und fixieren Rollenbilder in dieser Inversion, so eine Hypothese. In diesem falschen Bild also, in der Einbrüstigen, die den Bogen spannt, zeigt sich genau die patriarchale Konstruktion. Hier liegen zugleich der Kern des Mythos der Amazonen und der Quell des Missverstehens. Das Bedrohliche dieser kriegerischen Frauen wird ausgestellt und zugleich domestiziert.
Im Seminar rekurrieren wir auf den geschichtswissenschaftlichen und archäologischen Forschungsstand zur Antike, die dramatische Umsetzung des Amazonenmythos von Aischylos über Schiller und Kleist bis zu Schütz und Jelinek, auf narrative Formen bei Hauptmann und Keun, bei Wolf und Czurda sowie auf Filme von Dreyer und Besson, Stein und Neuenfels, Greenaway und Tarantino.

Bibliography

• Literatur wird über Stud-IP und Handapparat zur Verfügung gestellt.
Vgl. insb.: Amazonen – Kriegerische Frauen. Hg. von Udo Franke-Penski und Heinz-Peter Preußer. Würzburg: Königshausen & Neumann 2010.

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Gender Studies / Master (Enrollment until SoSe 2013) Hauptmodul 1   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Germanistik / Master of Education (Enrollment until SoSe 2014) BaGerP2G   2/5  
Germanistik (GHR) / Master of Education (Enrollment until SoSe 2014) BaGerP2G   2/5  
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