230177 DDR-Dramatik zwischen Mythos und Geschichte (S) (SoSe 2015)

Inhalt, Kommentar

Für die Phase der 1970er und 1980er Jahre oder für die spätere DDR-Literatur hat man von einem paradigmatischen Wechsel hin zur Zivilisationskritik gesprochen. In dieser Zeit erlebt die Rezeption des antiken Mythos einen deutlichen Aufschwung. Um 1982/83 erreicht dieser Diskurs seinen Zenit, und er manifestiert sich vor allem in den dramatischen Arbeiten von Heiner Müller, Volker Braun und Stefan Schütz. Dann liegt ein weiter Weg hinter der Literatur der DDR, den der Umgang mit dem antiken Mythos exemplarisch nachzeichnet. War sie zunächst geprägt vom antifaschistischen Konsens der aus dem Exil zurückgekehrten Schriftsteller, in den auch Autoren der Inneren Emigration integriert werden sollten, so überformte bald der Fortschrittsoptimismus die weitgehend gelenkte literarische Produktion. Der Rekurs auf den Mythos galt schon systembedingt als überholt. Über das geschichtliche Niveau der Sklavenhalter schien die klassenlose Sozietät der DDR unendlich weit hinausgewachsen. Wenn man dennoch auf den Mythos zurückgriff, so suchte man in ihm nur die Urbilder des eigenen Zukunftsglaubens. Die Tatheroen der Antike wurden wie die Künder einer neuen Zeit genommen, die den Gestaltungswillen des Menschen, seine Geschichtsmächtigkeit, als Anspruch schon formulieren konnten, auch wenn sie in Zeiten lebten, die eine Konkretion der Utopien nicht zu denken vermochten. Handelnde Subjekte, die sich die Natur unterwerfen für die Zwecke ihrer eigenen wie der Freiheit aller, Figuren wie Prometheus, Herakles, Jason, Odysseus oder Orest, waren integrierbar ins eigene Weltbild; der Mythos ist dann nur der historisch ferne Raum, aus dem sich die allegorische Gestaltungskraft in die Geschichte befreit. Mit einem, häufig missverstandenen, Wort von Karl Marx konnte man diese Griechen als die guten Kinder des Menschengeschlechts deuten. Erst mit den Frühformen von Technikskepsis seit etwa 1966 löst sich dieser Zusammenhang für die Literatur der DDR. Die Antike bebildert für ihre neueren Interpreten und Bearbeiter nicht mehr das Versprechen auf eine bessere Zukunft. In den 1970er und 1980er Jahren wird der Mythos als Urgrund der abendländischen Katastrophe denk- und in der Adaption darstellbar. Die Geschichte sieht man als Verhängnis mit der Tendenz zur Selbstzerstörung, den Menschen als ein Fehlprogramm des Evolutionsprozesses. Die zivilisationskritische DDR-Literatur nähert sich hier deutlich der konservativen Kulturphilosophie, die einst, mit den Verdikten von Georg Lukács, als Wegbereiter des Faschismus denunziert und abgeurteilt wurde.
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