Die Person Friedrich II. wurde von Zeitgenossen wie Historikern äußerst kontrovers beurteilt. Feiern ihn die einen als hervorragenden Feldherren, Aufklärer und Verfechter religiöser Toleranz, bezichtigen ihn andere als den Urheber eines der "größten Verbrechens der Menschheit" - gemeint ist die kriegerische Eroberung Schlesiens. Im Mittelpunkt dieses Seminars steht jedoch nicht die Frage der "Größe" dieser historischen Person und seiner politischen Großaktionen, sondern der Alltag und die lebensweltlichen Bezüge dieses Herrschers. Indem wir uns zunutze machen, dass auch das private Leben dieses Menschen außerordentlich gut durch Ego-Dokumente aus seiner eigenen Hand oder aus der Hand von nahestehenden Personen überliefert sind, geht es darum, Kindheit, Erziehung, familiäres Leben, Sexualität und Beziehungen zu Frauen und Männern, den Umgang mit seinem Körper und Krankheit, Kriegserfahrungen, Erfahrungen und Last der Regierungsalltags, die Praktiken seiner musischen Zerstreuungen und Fluchten wie Musizieren, Philosophieren, Schreiben und die Hundehaltung sowie Strategien seiner Selbstinszenierungen in der Öffentlichkeit zu rekonstruieren. Das Seminar will mithin Bausteine zu einer Kultur- und Sozialgeschichte eines Herrschers im 18. Jahrhundert erarbeiten. Die Veranstaltung steht im Zusammenhang mit einem weiteren Seminar, das im kommenden Sommersemester 2008 angeboten werden wird. Unter dem Titel: Alltags- und Kulturgeschichte eines Kleinbauern und Arbeiters sollen dieselben Fragen am Beispiel Ulrich Bräkers, der Arme Mann aus dem Tockenburg untersucht werden. Alltag und Leben dieser Person sind durch dessen langjähriges Tagebuchschreiben außerordentlich gut dokumentiert - für Angehörige von Unterschichten des 18. Jahrhunderts ein seltener Glücksfall. Beide Seminare zusammen geben dem Historiker eine denkbar kontrastreichen Einblick in höchst unterschiedliche Lebenswirklichkeiten des 18. Jahrhunderts: Einmal von ganz oben, einmal von ganz unten und die große Frage wird sein, was sie trotz allem als Menschen des 18. Jahrhunderts verbindet und auszeichnet.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Do | 14-16 | V2-105/115 | 18.10.2007-07.02.2008
not on: 11/1/07 / 12/27/07 / 1/3/08 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.1.6 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | 3.1.6 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | ||
Studieren ab 50 |