230347 Heimkehr als ästhetische Struktur: von Homer bis Botho Strauß (S) (WiSe 2007/2008)

Heimzukehren ist eine existenzielle Erfahrung, die zu ihrer literarischen Gestaltung schon seit den Anfängen der Literatur überhaupt herausgefordert hat: Die Odyssee besingt den zwei Jahrzehnte dauernde Versuch des Odysseus, nach Ithaka zurückzukehren. Das Neue Testament erzählt das Gleichnis von der Wiederkehr des verlorenen Sohns. Hölderlin schreibt nach seiner Rückkehr aus Hauptwil in der Schweiz die berühmte Elegie "Heimkunft". Die Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg war ein großes Thema der Nachkriegsliteratur. Und gerade auch in der Literatur der Gegenwart, die "Heimat" als Kategorie zu rehabilitieren versucht, spielen die Möglichkeit und Schwierigkeit, heimzukehren oder heimkehren zu können, eine große Rolle.

An verschiedenen Texten ganz unterschiedlicher Gattungen soll herausgearbeitet werden, welche Thematisierungen, Formen und Darstellungsweisen für diese existenzielle Erfahrung seit der Antike bis in unsere Gegenwart entwickelt worden sind und welche (literatur-)anthropologischen Positionen sich dabei von der Darstellung dieser Situation ableiten lassen.

Lektürevorschläge:

(je nach Interesse der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer können auch andere Texte besprochen werden): Homer, Ilias (Auszüge); Neues Testament, Das Gleichnis vom verlorenen Sohn; Johann Christian Günther, Gedicht auf die Heimkehr Ernst Rudolf Nickschs; Friedrich Hölderlin, Heimkunft; Ludwig Tieck, Der Runenberg; Richard Wagner, Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg; Wolfgang Borchert, Draußen vor der Tür; Peter Handke, Langsame Heimkehr; Botho Strauß, Ithaka; Bernhard Schlink, Die Heimkehr.