Im Unterschied zur gegenwärtigen (westlichen) politischen Kultur ist in der Antike nach Kriegen und Bürgerkriegen häufig ein Bemühen zu beobachten, Geschehenes vergessen zu machen, um eine Versöhnung zu ermöglichen, ja Frieden zu stiften und zu sichern. Dabei entwickelten die antiken Gemeinwesen recht unterschiedliche Techniken (als Steuerungsinstrument kollektiver Amnesie ist die Amnestie nur das vielleicht bekannteste Beispiel solcher sog. Lethotechniken). Verordnetes Vergessen aber war als geordneter Kommunikationsabbruch nicht nur ordnender Natur und damit erwartungsgerichtet, sondern auch und vor allem erfahrungsgesättigt. Um nämlich die semantischen Schichten dieser uns so fremden politischen Option freizulegen, wird zu erörtern sein, ob möglicherweise besondere mentale Dispositionen diese Vorstellung und Vorgehensweise erzwungen haben. Und damit in engstem Zusammenhang stellt sich die Frage: In welchem Verhältnis steht die Optionalität kollektiven Vergessens zur Konflikthaltigkeit, aber auch Konfliktfähigkeit wie -unfähigkeit der politischen Kulturen Griechenlands und Roms?
Lateinkenntnisse sind erforderlich, Griechischkenntnisse erwünscht.
N. Loraux, La cité divisée: L'oubli dans la mémoire d'Athènes, (Critique de la politique Payot) Paris 1997; dann in amerikanischer Übers. von C. Pache und J. Fort: The Divided City: On Memory and Forgetting in Ancient Athens, New York 2002. - H.I. Flower, The Art of Forgetting: Disgrace and Oblivion in Roman Political Culture, (Studies in the History of Greece and Rome) Chapel Hill 2006.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | B3 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | B3 | Wahlpflicht | HS |