230317 Die französische Literatur zur Shoah (S) (WiSe 2014/2015)

In Frankreich entstand eine umfangreiche Literatur über die nationalsozialistischen Vernichtungslager. In erster Linie handelt es sich darum, dass Überlebende Zeugnis ablegen von der systematischen Zerstörung des Menschen. Dabei zeigt sich, dass diesem Zeugnis eine fundamentale Bedeutung zukommt als Erinnerung an die Auslöschung, welche die Ermordeten vor dem vollständigen Verschwinden bewahren soll. Zugleich aber erweist sich die Bezeugung der Vernichtung aus vielen Gründen als kaum zu leistende Aufgabe. Diese Literatur ist deshalb so wichtig für das 20. und 21. Jh., weil sie auf den innigen Zusammenhang zwischen Moderne und Desaster zurückgeht. Denn die Moderne bringt Formen systematischer Gewalt zur Anwendung, die auch von der Sprache nicht mehr zu fassen sind. Die Frage, die sich daher stellt, ist, ob die Literatur in der Lage ist, der Vernichtung der Sprache Einhalt zu gebieten, oder ob sie diese lediglich zu umkreisen vermag.
In diesem Seminar werden ausgewählte französische Texte diskutiert. Sie werden im französischen Original und in der deutschen Übersetzung vorliegen und können sowohl in der einen wie auch in der anderen Fassung gelesen werden. Voraussetzung für die Erbringung der Studienleistung ist die regelmäßige Anwesenheit, die gründliche Lektüre der im Seminar zu besprechenden Texte sowie die aktive Teilnahme an den Textanalysen in den Sitzungen.

Literaturangaben

Zur einführenden Lektüre wird empfohlen:
Silke Segler-Meßner: Archive der Erinnerung. Literarische Zeugnisse des Überlebens nach der Shoah in Frankreich. Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 2005