300051 Soziologie der Sozialpolitik (Ü) (WiSe 2007/2008)

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"Sozialpolitik" ist ein Begriff, der seit Ende des 19. Jahrhunderts von Deutschland ausgehend international 'Karriere' gemacht hat. "Sozialpolitik" bezeichnet einen Politiktypus oder ein Politikfeld, das mehr als andere Politikfelder mit Fragen normativer Integration der Gesellschaft - dem "Sozialen" - verbunden ist und zu nachhaltiger Strukturbildung - der Entstehung eines "Sozialsektors" (F.-X. Kaufmann) als komplexes Arrangement 'sozialer' Leistungs- und Verwaltungsorganisationen - Anlass gegeben hat. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich Sozialpolitik in west- und nordeuropäischen Ländern normativ und institutionell verdichtet zum "Wohlfahrtsstaat" (im deutschen Sprachraum "Sozialstaat"), dessen Leistungen zur zentralen Legitimationsquelle der Politik geworden ist. Etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts in vielen westlichen Ländern entfällt auf Sozialausgaben. Sozialpolitik im Kontext von Wohlfahrtsstaatlichkeit ist bezogen auf 'soziale' Inklusion von Personen in gesellschaftliche Zusammenhänge (T.H. Marshall, N. Luhmann).

Neben Wirtschafts- und Rechtswissenschaft beschäftigt sich sei den 1970er Jahren verstärkt die Soziologie, zum Teil in Kooperation mit der Politikwissenschaft, mit Sozialpolitik. Soziologisch ist Sozialpolitik nicht leicht konzeptualisierbar, unter anderem weil sich Sozialpolitik, anders als etwa Wissenschafts- oder Familienpolitik, nicht auf ein funktionales Teilsystem der Gesellschaft als Interventionsfeld bezieht und weil sozialpolitisch generierte Strukturen (Sozialsektor, Wohlfahrtsstaat) nicht einem bestimmten funktionalen Subsystem zugeordnet werden können.

In der Veranstaltung werden folgende Fragen behandelt:

  • Wie ist Sozialpolitik soziologisch konzeptualisierbar?
  • Was ist das "Soziale"? Auf welchen ideellen Grundlagen beruht Sozialpolitik?
  • Welche Politikformen, welche Akteure, welche Akteurskonfigurationen und welche Interessen kennzeichnen das Politikfeld Sozialpolitik? Wie haben sich die Formen von Sozialpolitik im Zuge des Ausbaus des Wohlfahrtsstaats verändert? Wie kann policy change in der Sozialpolitik analysiert werden?
  • Zu welcher Strukturbildung/Institutionalisierung hat Sozialpolitik Anlass gegeben? (Wohlfahrtsstaat, Sozialsektor)
  • Welche - zum Teil unintendierten - Folgen hat ausgebaute Sozialpolitik für die Lebenszusammenhänge der Individuen und für die Sozialstruktur?
  • Wie wirken staatliche und nicht-staatliche Wohlfahrtsproduktion zusammen?
  • Sozialpolitik ist historisch ein nationalstaatliches Projekt. Gibt es Sozialpolitik jenseits des Nationalstaats?

In der Veranstaltung werden keine konkreten sozialpolitischen Probleme wie Alter, Armut oder Gesundheit behandelt; darauf bezogene Politiken werden nur exemplarisch herangezogen, um allgemeine Merkmale von Sozialpolitik zu identifizieren.

Requirements for participation, required level

Es werden keine besonderen Kenntnisse jenseits der in einem sozialwissenschaftlichen BA-Studium erworbenen Kenntnisse vorausgesetzt.

Bibliography

Kaufmann, Franz-Xaver, Sozialpolitik und Sozialstaat. Soziologische Analysen. Wiesbaden: VS-Verlag, 2. Auflage 2005 (1. A. 2002)

Kaufmann, Franz-Xaver, Sozialpolitisches Denken. Frankfurt: Suhrkamp 2003

Zeitschrift für Sozialreform

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Frequency Weekday Time Format / Place Period  
weekly Do 12-14 L3-108 18.10.2007-07.02.2008

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Degree programme/academic programme Validity Variant Subdivision Status Semester LP  
Frauenstudien (Enrollment until SoSe 2015)    
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom (Enrollment until SoSe 2008) H.S.3 Wahlpflicht HS
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I A1; B1 Wahlpflicht HS
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II A1; B1 Wahlpflicht HS
Soziologie Nebenfach 2.4.8 Wahlpflicht HS
Soziologie / Diplom (Enrollment until SoSe 2005) 2.4.8 Wahlpflicht HS
Soziologie / Master (Enrollment until SoSe 2012) Modul 1.3   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  

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exercise (Ü) / 2
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Faculty of Sociology
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