230129 Gewalt und Überwachung. Juli Zehs apokalyptische Romane und ihre Adaptionen (S) (SoSe 2014)

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Sie gilt als politische Autorin, eine moralische Instanz, als Intellektuelle, der es immer um die großen, philosophischen, die anspruchsvollen Themen geht. Ihre metaphernreiche Sprache loben manche als kühn, andere kritisieren sie als überladen oder schlicht misslungen. Mit diesem Mix aus gesellschaftlichem Anspruch, rhetorischem Pathos und umgangssprachlichem Drive hat die Autorin Juli Zeh zumindest ihren ganz spezifischen, ja schon unverkennbaren Stil geformt, der sie in manchen Kreisen zur gefeierten Popautorin macht, in anderen zur kritischen Stimme ihrer Generation erhebt.
Spieltrieb sei Juli Zehs bisheriges Hauptwerk, vermerkt die positiv eingestellte Kritik. Es ist zumindest ein intelligenter Kommentar zur Gewaltbereitschaft von Jugendlichen. Alle gesellschaftlichen Debatten nach Amokläufen sind von Automatismen geprägt und selten in der Lage, etwas zu erklären. Wie nebenbei denkt die Protagonistin Ada an das Massaker von Erfurt und muss „lächeln“. Counterstrike hat unsere Heldin nie gespielt und, „seit sie zu alt für die Sendung mit der Maus geworden war“, auch kaum ferngesehen. Die Gewalt ist keine von den Bildmedien vorgegebene, sondern entspringt ihrer Fantasie, ihrer uneingestandenen Verzweiflung und der Situation, die deren Umsetzung zulässt.
Die Härte des Plots, aber auch die Schlagfertigkeit der Wortwechsel haben den Roman für die Bühne interessant gemacht. Bernhard Studlar hat den Text bearbeitet, der, unter der Regie von Roger Vontobel dann am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg seine Premiere erlebte. Schon Adler und Engel, Zehs Debüt, ist, wenngleich weniger beachtet, für die Bühne adaptiert worden. „Es scheint, dass die Theaterautoren sich weniger mutig als die Romanautoren den Entwicklungen der Gegenwart stellen“, schreibt Bettina Bruinier, die mit Katja Friedrich eine weitere Bühnenfassung nach Juli Zeh vorgelegt hat, diejenige zum (Kriminal-)Roman Schilf. Zu Schilf und Spieltrieb sind außerdem Filme entstanden.
Den Gattungswechsel vom Roman zum Theater haben wir bereits drei Mal registriert; nun sehen wir die Gegenbewegung: Corpus Delicti, aus dem Genre der dystopischen Science-Fiction, war zunächst eine Auftragsarbeit für die Ruhrtriennale in Essen, inszeniert auf der Zeche Carl. Auch das Junge Theater Bremen hat das Stück, wie Spieltrieb, schnell ins Programm aufgenommen. Erst später lieferte Zeh den Roman dazu nach. Den Text des Stücks gibt es deshalb auch (oder noch) nicht als gesonderte Buchpublikation, sondern nur als Bühnenmanuskript. Der letzte Roman, Nullzeit, eine gleichsam private Dystopie um eine fatale Dreiecksbeziehung, ist bislang noch nicht für den Film oder das Theater entdeckt worden.
Im Seminar betrachten wir alle diese Texte kontrastiv, verfolgen die Aufnahme der Inszenierungen und der Bücher und fragen generell, weshalb das heutige Theater einen so ausgeprägten Drang verspürt, sich mit der Dramatisierung narrativer Vorlagen zu beschäftigen: und damit Erfolge feiert. Welchen Gewinn bringt die Performanz, welchen Verlust nimmt die unmittelbare Präsentation auf der Bühne in Kauf? Das gilt es, vor allem theoretisch, zu klären.

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seminar (S) / 2
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