300024 Körper und Geschlecht: Künstliche Menschen in Literatur und Theater (S) (SoSe 2014)

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Cyborgs, Designerbabies, Klone – die Manipulation der Zeugung von Menschen mittels Naturwissenschaft und Technik ist keinesfalls erst eine Idee unserer technologisierten Gegenwart. Menschliches Leben ohne Sexualität und körperliche Vorgänge zu erzeugen, ist vielmehr ein uralter Menschentraum, von dem schon die Mythologie erzählt. Moderne literarische Beispiele wie Mary Shelleys Frankenstein oder der moderne Prometheus, Goethes ‚Homunkulus’ oder Aldous Huxleys Schöne neue Welt sind als immer wiederkehrende Stoffe und Motive in Geschichten, die von der (Re)Produktion menschlichen Lebens erzählen, in die Populärkultur eingegangen. Dabei fällt bei den generativen Prozessen – Zeugung, Fortpflanzung sowie Aufziehen und Pflege von Nachwuchs, Kranken und Alten – der Körper besonders ins Gewicht. Im Bereich der Reproduktion treten Geschlechterdifferenzen unübersehbar deutlich hervor. Wenn es in der aktuellen Biomedizin um Reproduktionstechnologien, Genforschung und Therapierbarkeit gesundheitlicher Faktoren geht, sind Frauen und Männer von den einzelnen Maßnahmen sehr häufig unterschiedlich betroffen. Gleichzeitig ist die ‚Gendermedizin‘ ein Bereich der Humanmedizin, der erst allmählich im Entstehen begriffen ist. Im Seminar soll es um die kulturgeschichtliche Beleuchtung der Idee vom ‚künstlichen Menschen‘ aus einem geschlechterkritischen Blickwinkel gehen. Nach einem kurzen Überblick über Beispiele aus der frühen Mythologie und ihrem Echo in der Weltliteratur (Prometheus, Pygmalion, Pandora, Homunkulus, Golem etc.) wird das Seminar sich ausgewählten Theaterstücken der Gegenwart widmen die aktuelle Entwicklungen in der Biomedizin wie Fortpflanzungstechnologien, Leihmutterschaft, Genforschung, Klonen etc. thematisieren. Dabei werden vor allem zwei Dinge auffallen, die für die Gender Studies von besonderem Interesse sind: 1. Das Theater arbeitet wie kaum eine andere Kunstform mit dem (geschlechtlich codierten) Körper. 2. Theaterstücke wie Rolf Hochhuths „Unbefleckte Empfängnis“, Carl Djerassis „Unbefleckt. Sex im Zeitalter der Reproduzierbarkeit“, Caryl Churchills/Falk Richters „Kopien“, Tatjana Reses „Blueprint. Duett für einen Zwilling“ und Igor Bauersimas „futur de luxe“ thematisieren aktuelle biomedizinische Entwicklungen im Rahmen von Familiengeschichten – also Familiendramen. Ob und inwiefern dies genau damit zusammenhängt, dass die soziale Bedeutung der neuen biomedizinischen Entwicklungen gerade im Kontext von Geschlechterverhältnissen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Familienstrukturen sichtbar wird, und ob und inwiefern gerade das Theater einen Beitrag zu den aktuellen Bioethik- und Genderdebatten leisten kann, soll ein Ansatzpunkt der Auseinandersetzung sein. – Auf der Grundlage von Judith Butlers u.a. Gendertheorien soll gefragt werden: Wie zeigen gerade Theaterstücke über Biomedizin die Performativität und Inszenierung von Geschlecht? Welche Vorstellungen und Modelle von Weiblichkeit und Männlichkeit sind den Dramen inhärent? Und legen die Dramentexte (und/oder ihre Umsetzung in der Inszenierung) Transgressionen und Störungen von Geschlechternormen und modellen nahe?

Bibliography

Zur Einführung: Jenny Schrödl: Gender Performance. In:Erika Fischer-Lichte/Doris Kolesch/Matthias Warstat (Hrsg.): Metzler Lexikon Theatertheorie. Stuttgart/Weimar 2005, S. 125-127; Elisabeth Frenzel: Der künstliche Mensch. In: Motive der Weltliteratur. Stuttgart 2008, S. 501-512.

Teaching staff

Dates ( Calendar view )

Frequency Weekday Time Format / Place Period  
weekly Do 16-18 S0-115 10.04.-17.07.2014
not on: 5/1/14 / 5/29/14 / 6/19/14

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Subject assignments

Module Course Requirements  
30-M26 Fachmodul Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse Einführung (Seminar 1) Study requirement
Student information
Vertiefung (Seminar 2) Study requirement
Student information
- Graded examination Student information

The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.

Degree programme/academic programme Validity Variant Subdivision Status Semester LP  
Gender Studies / Master (Enrollment until SoSe 2013)    
Geschlechterforschung in der Lehre    
Kulturseminare    
Politikwissenschaft / Bachelor (Enrollment until SoSe 2011) Kern- und Nebenfach Fachmodul (FM) Geschl Wahl 4 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  
Sozialwissenschaften / Bachelor (Enrollment until SoSe 2011) Kern- und Nebenfach Fachmodul (FM) Geschl Wahl 4 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education (Enrollment until SoSe 2014) Fachmodul (FM) Geschl Wahl 4 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education (Enrollment until SoSe 2008) Fachmodul 19.8 Wahl 3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education (Enrollment until SoSe 2008) Fachmodul 19.8 Wahl 3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Soziologie / Bachelor (Enrollment until SoSe 2011) Kern- und Nebenfach SpeSoz2.a Wahlpflicht 3  
Soziologie / Bachelor (Enrollment until SoSe 2011) Kern- und Nebenfach Fachmodul (FM) Geschl Wahl 4 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  
Studieren ab 50    

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Type(s) / SWS (hours per week per semester)
seminar (S) / 2
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