230058 Französische Wortbildung (S) (WiSe 2023/2024)

Beim Betrachten von Wörtern wie frz. immobile wissen wir ganz intuitiv, dass dieses Adjektiv das Gegenteil von mobile ausdrückt, dass mobiliser den dazugehörigen Prozess bezeichnet und mobilisation schließlich das entsprechende Nomen darstellt. Wir wissen dies, da der Wortschatz einer Sprache wie dem Französischen nicht willkürlich gestaltet ist, sondern sich aus regelmäßigen Mustern kleinerer Wortbestandteile zusammensetzt. Ohne diese Systematizität von Wortbildungsprozessen fiele Kommunikation wohl grundsätzlich wesentlich schwerer, auch könnten wir die zahlreichen Wortneuschöpfungen nicht verstehen, die tagtäglich von Sprecher*innen produziert werden (réconfinement, Zoomapéro, vaccinophobe, macronitude, bêtesse).
Im Rahmen des Seminars wollen wir uns mit den verschiedenen Wortbildungsprozessen beschäftigen, die für das Französische relevant sind. Dabei soll es initial um die Abgrenzung zur Flexionsmorphologie und einer Gegenüberstellung verschiedener theoretischer Ansätze gehen, um darauf aufbauend unterschiedliche Phänomenbereiche der französischen Wortbildung auf der Basis empirischer Daten zu diskutieren. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Gegenwartsfranzösischen, vereinzelte Exkurse in die Sprachgeschichte tragen zum Verständnis der Zusammenhänge bei (es sind keine Kenntnisse der französischen Sprachgeschichte vonnöten).
Am Ende des Seminars können die Seminarteilnehmer*innen Wortbildungsprozesse im Französischen mithilfe der adäquaten Terminologie wissenschaftlich fundiert und anhand empirischer Daten beschreiben, analysieren und reflektierend diskutieren.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Der vorherige Besuch des Basis-Kurses "Struktur und Gebrauch der romanischen Sprachen" wird empfohlen.

Literaturangaben

Müller, Peter et al. (2015-2016): Word-formation - An international handbook of the languages of Europe (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft; 40). Berlin/Boston: de Gruyter.
Schpak-Dolt, Nikolaus (⁴2016): Einführung in die französische Morphologie. Berlin/Boston: de Gruyter.