Gegenstand des Seminars werden theoretische und empirische Grundlagen anhand der aktuell geführten Debatte zu den neueren Erkenntnissen und damit verbundenen Forderungen der "Hirnforschung" sein. Es erfolgt eine Diskussion über empirische Aspekte der Neurowissenschaften und über kriminologische Sichtweisen zur Frage von Schuld und Schuldfähigkeit im Strafrecht. Darüber hinaus müssen zum Verständnis dieser empirischen Sichtweisen theoretische Grundlagen des Schuldprinzips sowie Fragen und Probleme des Strafverfahrens anhand einzelner Beispiele erörtert werden.
Gleichzeitig bedarf es einer historischen Betrachtung, und zwar sowohl mit Bezug auf die "Geschichte der Hirnforschung" als auch der historischen Entwicklung einer "gesamten Strafrechtswissenschaft" und deren "Idee" von Schuld und Willenfreiheit.
Die Veranstaltung findet an zwei bis drei Tagen als Blockseminar Ende Januar/Anfang Februar 2006 statt. Persönliche Anmeldungen werden ab sofort in U 8 - 239, Sekretariat Frau Bauch bzw. bei wiss. Mitarbeiter Damir Böhm in U 8 - 240 entgegen genommen; dort kann man sich auch über die Themen informieren und in eine Themenliste eintragen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist zunächst die Übernahme eines Referats, einer schriftlichen häuslichen Bearbeitung des Themas sowie die aktive Teilnahme am Seminar und an den geführten Diskussionen.
Folgende "Scheine" können erworben werden: Nach der "alten Studienordnung" ist es möglich, Wahlfach-, Grundlagen- oder Seminarschein zu erwerben. Nach der "neuen Studienordnung" stellt das Seminar eine Veranstaltung der Schwerpunktbereiche "Kriminalwissenschaften" und "Strafverfahren und Strafverteidigung" (Kern- und Ergänzungsgebiete) dar; außerdem können der "große Grundlagenschein" geschrieben und/oder "Schlüsselqualifikationen" (§§ 2 Abs.3, 16 Abs.1 Studien- und Prüfungsordnung) erworben werden.
Der Termin der Vorbesprechung wird durch gesonderten Aushang bekannt gegeben.
Themenliste:
1. "Der freie Wille ist nur eine Illusion." - Begründungen von Neurowissenschaftlern (insbesondere die Thesen von Wolfgang Prinz und Gerhard Roth)
2. Nulla poena sine culpa: Schuld, Fähigkeit und Wille im modernen Strafrecht
3. "Neurophilosophie" - Henrik Walter und sein Konzept von Willensfreiheit
4. Perspektivenwechsel in der Kriminologie? Über den Umgang mit schuldunfähigen Straftätern und die Beeinflussung durch neurowissenschaftliche Ergebnisse
5. Über die Geschichte der Hirnforschung und das Problem von "Körper und Seele"
6. Über die historische Entwicklung des Schuldprinzips
7. Schuld als Begrenzung staatlicher Macht: Zur "Idee" des Schuldprinzips
8. "Die Gedanken sind frei" - interdisziplinäre Kritik an der Hirnforschung
9. Steven Spielbergs "Minority Report": Utopie oder Revolution im Strafverfahren durch veränderte Ermittlungsmethoden?
10. Stellung und Bedeutung von Gutachtern im Straf- und Maßregelvollzug: gegenwärtige Praxis und neue Perspektiven
11. Zur Begründung der Willensfreiheit als Grundlage rechtsstaatlichen Strafrechts
Einführende Literatur: Rüdiger Bittner, Aus Gründen handeln, 2005; Christian Geyer (Hrsg.), Hirnforschung und Willensfreiheit ¿ Zur Deutung der neuen Experimente, 2004; Benjamin Libet, Mind Time. Wie das Gehirn Bewusstsein produziert, 2005; Erhard Oeser, Geschichte der Hirnforschung, von der Antike bis zur Gegenwart, 2002; Karl R. Popper/John C. Eccles, Das Ich und sein Gehirn, 1977.
(Alle Bücher können am Lehrstuhl für kurze Zeit ausgeliehen werden).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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Block | Block | 17.10.2005-10.02.2006 | Der Termin der Vorbesprechung wird durch gesonderten Aushang bekannt gegeben. |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Rechtswissenschaft (STUDO 1994 in der Fassung vom 6.7.1998) / Staatsprüfung | (Einschreibung bis SoSe 2003) | WFG 2 Strafrecht; Grundlagenschein | Wahl | 5. 6. | |||
Rechtswissenschaft mit Abschluss 1. Prüfung (STUDPRO 2007) / Staatsprüfung | (Einschreibung bis SoSe 2009) | Grundlagenschein gr.; Schlüsselqualifikationen; SPB 8: Kriminialwiss. | Wahl | 1. 2. 3. 4. 5. 6. | HS |